Die Zeiten, in denen die Marke ASICS im Trailrunning-Bereich ein Nischendasein gefristet hat, sind längst vorbei. Erst kürzlich siegt der Norweger Stian Angermund beim OCC mit genau jenem Schuh, den ich euch heute vorstellen werde.

Okay, jetzt muss ich kein Geheimnis mehr daraus machen, dass es sich um einen schnellen Schuh handelt. Um einen sehr schnellen Schuh sogar. Tatsächlich ist der Fuji Speed 2 der erste Trailschuh von ASICS, der mit einer Carbonfaserplatte ausgestattet ist.

First Look: Der ASICS Fuji Speed 2

Vor einiger Zeit habe ich bereits den ASICS Fuji Lite 2 testen dürfen. Diesen leichten und schnellen Schuh gibt es mittlerweile in der vierten Version, welche einige Updates erfahren durfte, wie zum Beispiel eine wesentlich griffigere Außensohle. Was allerdings fehlt: Eine Carbonplatte. Und genau hier kommt der Fuji Speed 2 ins Spiel, der hier in Sachen Leichtigkeit und Dynamik noch ein Schippchen drauflegt.

ASICS Fuji Speed 2

Ja, man sieht es ihm an. Der Fuji Speed 2 ist sozusagen für die linke Spur auf dem Trail gemacht, einzig die Lichthupe fehlt zum vollständigen Glück. Wir begnügen uns daher mit der auffälligen Farbgebung, die durchaus meinen Geschmack trifft – ebenso wie das minimalistische und atmungsaktive Upper ohne viel Schnickschnack.

ASICS Fuji Speed 2

Man sagt dem Schuh eine Verwandtschaft zum ASICS Magic Speed 3 nach. Jenes Straßenmodell hat ebenfalls eine durchgehende Carbonplatte, den leichten FF BLAST™ PLUS Foam sowie ein ähnlich strukturiertes Obermaterial. Könnte was dran sein, aber genau bestätigen kann ich es nicht, da ich den Magic Speed 3 nur von Bildern und Testberichten kenne.

Was ich allerdings bestätigen kann: Das Dämpfungsmaterial in Verbindung mit der Carbonplatte ist komfortabel und dynamisch zugleich, aber dazu später mehr. Die geringe Sprengung des Schuhs von 5 mm Sprengung (19/24mm) kommt mir persönlich sehr gelegen und passt perfekt zum Sohlenaufbau.

ASICS Fuji Speed 2

Der Fuji Speed 2 besitzt eine griffige ASICSGRIP Gummisohle mit multidirektionalen Stollen, über deren Länge ich keine Angaben finden konnte. Mehr als 4 mm werden es nicht sein. Durch die diversen Aussparungen auf der Sohle kann man ein Blick auf das Carbon (?) erhaschen. Naja, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall ist es schwarz.

ASICS Fuji Speed 2

Ein paar feine Details hat man sich bei ASICS für den Fuji Speed 2 auch noch einfallen lassen. Da wäre zum Beispiel der Fersenbereich, der nicht nur für perfekten Halt im Schuh sorgt, sondern auch noch eine Anziehhilfe zu bieten hat.

ASICS Fuji Speed 2

Weiterhin hätten wir da noch ein angenähtes Wing-Fit-System der Zunge im Angebot. Man kennt es auch unter der Bezeichnung „gusseted tongue“. Eine asymmetrische Schnürung reduziert den Druck auf den Fußrücken. Dass der Schuh auf dem oberen Bild etwas verformt aussieht, liegt übrigens daran. Später am Fuß ist alles hübsch, wie man auf dem folgenden Bild sehen kann.

ASICS Fuji Speed 2

Die Schnürsenkel selbst halten durch ihren sägezahnartigen Rand wirklich perfekt. Der berühmt-berüchtigte Doppelknoten ist eigentlich nicht nötig. Wirklich sehr praktisch und wesentlich besser als eine fummelige Schnürsenkelgarage, die der Fuji Lite 2 hatte oder die man von Salomon kennt, ist die Schnürsenkelschlaufe in der Mitte des Fußrückens.

Der ASICS Fuji Speed 2 im Praxistest

Es herrscht ja immer noch die Meinung, dass man Laufschuhe einlaufen sollte. Das halte ich persönlich für Unsinn – entweder passt der Schuh auf Anhieb oder eben nicht. Mein erster Praxistest ist in der Regel der lange Lauf am Wochenende. Wenn der ohne große Probleme über die Bühne geht, darf sich der Kandidat bereits auf richtige Abenteuer gefasst machen.

ASICS Fuji Speed 2

Damit meine ich nicht den obligatorischen Pfützentest – der steht zwar auch auf dem Plan, aber nur um die Trocknungsseigenschaften des Schuhs zu prüfen. In dem Fall: Alles prima, das Obermaterial nimmt keine Nässe auf und lässt das Wasser schnell wieder aus dem Schuh entweichen.

ASICS Fuji Speed 2

Für einen ordentlichen Test des Schuhs darf es aber gerne etwas mehr sein. Zwar habe ich jetzt schon oft gelesen, dass der Fuji Speed eher etwas für kürzere Distanzen sei, aber das ist schließlich Definitionssache, was kurz ist und was nicht. 46 Kilometer sind für einen Ultra kurz – was spricht also dagegen, wenn ich ihn beim Werratal Schlösser und Burgen Ultratrail auf Herz und Nieren teste?

1. Werratal Schlösser+Burgen Ultratrail

Ich muss allerdings zugeben, dass ich skeptisch war, ob der ASICS mit dem HOKA Tecton X 2 mithalten kann, der bekanntermaßen auch mit Carbon ausgestattet ist und sich bereits bei mehreren Läufen bewährt hat. Auf der Strecke zeigt sich jedoch, dass das keine schlechte Idee war. Der Fuji Speed 2 hat selbst auf den technischsten Abschnitten keine Probleme und gibt vor allem im späteren Verlauf des Ultras noch mal ordentlich Schub durch die Platte. Der FF BLAST™ PLUS Foam steckt alles weg, selbst auf den ekeligen Panzerplatten läuft es sich beinahe wie auf Wolken. Okay, jetzt übertreibe ich…

Nach dem erfolgreichen Finish zeigt sich: Keine Blasen, keine anderen Wehwehchen. Alles richtig gemacht mit dem Schuh. Das schreit nach mehr.

Die ASICS Fujitrail Kollektion

Ihr denkt sicher: „Hey, was für ein Glück hat der Kerl, dass er ständig neue Schuhe testen darf!“ – Ja, stimmt. Jetzt kommt es aber noch besser. Passend zum Schuh gibt es von ASICS noch etwas aus der Fujitrail Kollektion mit dazu, um mein Outfit perfekt zu machen. Soviel kann ich schon mal verraten: Das Vorhaben ist gelungen und obendrein ist das Zeugs auch noch funktionell.

FUJITRAIL SHORT

Auf dem Trail ist der geeignete Short möglichst luftig, stretchig und im Idealfall mit ein paar Taschen für Gels und Co. ausgestattet. All das bietet der Fujitrail Short, der mir auf Anhieb gefällt und sich auf dem hohen Level meines bisherigen Favoriten einordnet. Demnach: Fortan ganz weit oben in der Hosenschublade.

FUJITRAIL SHORTFUJITRAIL SHORT SLEEVE TOP

Das Fujitrail Short Sleeve Top ist ursprünglich eng geschnitten. Kann man so tragen – wenn man denn kann. Ich hab dann mal lieber eine Nummer größer genommen, damit die Röllchen nicht ganz so ins Auge fallen. Den 2-Wege-Reißverschluss vorne hatte ich bisher so noch nie gehabt, aber daran könnte ich mich gewöhnen. Insgesamt ein schön luftiges Shirt, was sich angenehm trägt. Allerdings eher etwas für die wärmeren Tage.

FUJITRAIL WATERPROOF Jacke

Kommen wir zum Highlight der Kollektion – der Fujitrail Waterproof Jacke. Erzählt es nicht weiter – wir sind hier ja unter uns, aber dass ASICS so gute Jacken im Programm hat, wusste ich tatsächlich nicht. Die Jacke ist wasserdicht (wie es der Name schon vermuten lässt), leicht (161 Gramm) und atmungsaktiv. Vor allem die letzte Eigenschaft ist bei Regenjacken nicht unbedingt selbstverständlich, wenn aber, wie hier, ein Pertex Shield-Material zum Einsatz kommt, kann man davon ausgehen.

Die Jacke mit 2,5 Lagen hat eine Wassersäule von 20.000 mm, somit eignet sie sich perfekt für die nötige Pflichtausrüstung bei Trailwettkämpfen. Zudem hat sie eine kleine Tasche in der Kapuze, in der man die Jacke auf kleinstem Platz verstauen kann.

ASICS Fuji Speed 2

Mein Fazit zum ASICS Fuji Speed 2 und zur ASICS Fujitrail Kollektion

Holla, the woodfairy. Da hat mich ASICS doch ganz schön überrascht. Dass die Japaner Trailschuhe können, wusste ich bereits. Aber dass da tatsächlich mein bisheriger Lieblingsschuh vom Platz 1 auf 2 rutschen könnte – damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. In der Tat ist es so, dass der ASICS Fuji Speed 2 auf ganzer Linie begeistern konnte. Der Schuh ist einfach universell gut: Ob nun bergauf oder bergab, früh oder spät im Rennen – er hat immer eine Eigenschaft, die gerade hilfreich ist. Ob es nun die Carbonplatte oder der sagenhafte FF BLAST™ PLUS Foam ist. Insofern: Eine glatte 10/10 – wenn ich hier Punkte vergeben müsste.

Und dann wäre da ja noch die Fujitrail Kollektion, bei der besonders die Jacke und die Shorts heraussticht. Auch hier war ich positiv überrascht. Wenn das so weitergeht, renne ich noch irgendwann als inoffizieller ASICS Frontrunner über die Trails…

 

Für die Transparenz

Der ASICS Fuji Speed 2 sowie die ASICS Fujitrail Kollektion wurden mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.

5 Kommentare

  1. Comment by ultraistgut

    ultraistgut Antworten 26. Oktober 2023

    Hattest du nicht auch einmal den Trend zu weniger, soll heißen: sogenannte Barfußschuhe ??

    Wenn ich mir diese dicken Sohlen ansehe, dann kann ich es mir überhaupt nicht mehr vorstellen, mit so einem
    Schuh zu laufen, viel zu viel Dämpfung. War ganz früher auch Asics-Fan, aber mit solchen Teilen wollte ich nicht mehr laufen.

    Und du scheinst echt begeistert zu sein !

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 26. Oktober 2023

      Ja, hatte ich. Ist aber schon länger her. Auf Ultratrails mag ich allerdings gern etwas Schuh unter dem Fuß haben. Das ist mir sonst etwas zu heftig. Da rennt auch eher niemand mit Barfußschuhen rum. Das Carbon – hier in diesem Fall – hat eben auch den Vorteil, dass der Fuß nicht so schnell ermüdet. Das Problem hatte ich z.B. in den inov-8 auf längerem Strecken, da bin ich schon mal an Wurzeln hängen geblieben, weil ich den Fuß nicht mehr richtig heben konnte. Das Problem habe ich in derartigen Schuhen nicht mehr.

  2. Comment by jürgen

    jürgen Antworten 26. Mai 2024

    hi.
    ist er für einen 100 K Trailwettkampf geeignet ?

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 27. Mai 2024

      Ich weiß nicht, was du sonst für Schuhe trägst. Insofern kann ich nur für mich sprechen. Ich denke mal, dass ich nicht mehr als 50k damit laufen würde.

      • Comment by jürgen

        jürgen Antworten 27. Mai 2024

        Eigentlich immer recht leichte Schuhe. Aber auch kein 100K. Könnte mir aber vorstellen damit 100 zu laufen. Danke für deine Antwort

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