Mensch, Martin. Jetzt ist aus dir doch noch ein richtiger Läufer geworden. Endlich die 10 km in unter 40 Minuten gerannt. Wer hätte das gedacht? Dank der roten Rakete am Fuß war das kein Wunder. Dazu noch die Form, die ich mir während der Pandemie erarbeitet habe. Ich glaube, ich gehe mal den Marathon in Sub 3 an…

Boah. Der Wecker war aber auch schon mal leiser. Nun, immerhin habe ich gut geträumt. Witziger Weise vom neuen ASICS METASPEED Sky und von irgendwelchen Phantastereien, an die ich mich nicht mehr ganz genau erinnern kann. Immerhin, der rote Flitzer ist real. Schauen wir ihn uns mal lieber schnell an, bevor er sich womöglich auch noch als Feuerwerk elektrischer Nervenimpulse erweist.

First Look: Der ASICS METASPEED Sky

Da ist er nun. Der zweite Carbonschuh aus dem Hause ASICS. Der METARACER konnte bei mir die volle Punktzahl ergattern, aber auf den Lorbeeren wollte sich scheinbar niemand ausruhen. Nun gut, es gab sicher auch weitreichendere Beweggründe für Entwicklung dieser durchaus ansehnlichen neuen Rennsemmel.

ASICS METASPEED Sky

Nahezu eine Symbiose wie aus dem Bilderbuch: Die atmungsaktive, leichte Oberkonstruktion und die wuchtige Sohle vereint im aktuellen Sunrise Red Look.

Genau genommen leitet ASICS eine neue Ära der Produktentwicklung ein, die sich an den Bedürfnissen besonders schneller Läuferinnen und Läufer orientiert. Der ASICS METASPEED Sky wurde zusammen mit dem METASPEED Edge auf wissenschaftlicher Basis für verschiedene Lauftechniken entwickelt. Diese neuen Modelle ermöglichen das Erreichen von Höchstleistungen, in dem sie den persönlichen Laufstil unterstützen, statt eine Anpassung des Stils an den Schuh zu fordern. Macht ja eigentlich Sinn. Merkt euch daher für später: „besonders schneller Läufer“ und „Laufstil“.

Laufstile gibt es im Grunde genommen viele, die meisten sind furchtbar. Meiner zum Beispiel. Die von den Schnellsten der Welt zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit einem raumgreifenden Schritt, einem entsprechenden Hub und einer aufrechten Körperhaltung ein hohes Tempo laufen können. Diese werden als sogenannte STRIDE-Läufer*innen bezeichnet. Dann gibt es noch die, die eher frequenzbetont, kürzer und flacher laufen. Das wäre dann ein CADENCE Laufstil.

Der METASPEED Sky wurde entwickelt, um Läufer*innen schneller zu machen, indem er ihre Schrittlänge erheblich verlängert. Er fällt also in die STRIDE Kategorie, während der METASPEED Edge die CADENCE Fraktion glücklich machen soll. Wie schon gesagt – merkt euch das für später.

ASICS METASPEED Sky

Schon recht hoch: 33 mm Fersenhöhe und 28 mm unter dem Vorfuß – das macht eine Sprengung von 5 mm.

Bei all dem wissenschaftlichen Background darf eines nicht unerwähnt bleiben: Der METASPEED Sky sieht ungemein gut aus. Da passen wir schon mal zusammen – der Schuh und ich. Hoffentlich ist das nicht die einzige Gemeinsamkeit, denn bei der Gewichtsoptimierung hat der Schuh schon mal die Nase vorn. Nur 220 Gramm wiegt er in US 10.5.

Ich war bereits vom Design des METARACERs sehr angetan, aber hier hat ASICS noch mal ein Schippchen draufgelegt. Dass man aus recyceltem Polyester so ein ansehnliches, leichtes und funktionelles Mesh-Gewebe zaubern kann, ist schon beeindruckend. Ein rotes Kleidchen, wie ein Hauch von Nichts – Stevie Wonder und Chris de Burgh gefällt das. Okay, mit dem Gag kann auch nur die ältere Generation, also nicht die Zielgruppe des Schuhs, etwas anfangen.

ASICS METASPEED Sky

Lediglich der Fersen- und Knöchelbereich bekommt eine Polsterung spendiert. Die Zunge ist so filigran, wie der Rest des Uppers.

So filigran und durchlässig das Upper auch aussehen mag, so mangelt es nicht an Stabilität. Zumindest für die Verhältnisse eines Wettkampfschuhs. Nicht dass wir uns falsch verstehen – das hier ist schließlich kein AISCS Nimbus, sondern ein reiner Schuh für Bestzeiten. Komfortabler Polster? Naja, im Fersen- und Knöchelbereich gibt’s ansatzweise etwas, was man so nennen kann.

ASICS METASPEED Sky

Gewichtsoptimierung auch bei der Außensohle: nur die nötigsten Bereiche bekommen ASICS Grip spendiert, zum Teil gar perforiert.

Tja, und da wäre dann noch die Mittelsohle. FF Turbo steht drauf. Hierbei handelt es sich um das neue FlyteFoam Turbo Material. FlyteFoam kennen wir schon, der Turbo zündet erst im neuen METASPEED. Erster Eindruck: Riecht komisch, klingt komisch. Vor ein paar Jahren hatten wir unseren Keller mit Styrodur gedämmt – das hat sich ähnlich angehört, wenn man drauf geklopft hat. Okay, vielleicht taugt das FlyteFoam Turbo Material dann auch zur Kellerdämmung? Nun ja, wäre vielleicht ein wenig teuer. Ich schweife unnötig ab – zurück zum Thema…

Schon beinahe furchteinflößend ist die extreme Rockergeometrie, die ASICS dem METASPEED Sky verpasst hat. Ob ich damit wohl zurechtkomme? Derartige Abrundungen im Vorfußbereich sind für mich zwar nichts Neues, aber in dem Maße schon. Muss ich eigentlich erwähnen, dass sich die Mittesohle dank vollflächig durchgehender Carbonplatte keinen Millimeter flexen lässt? Eher nicht, oder?

Der ASICS METASPEED Sky in der Praxis

Puh, wie fange ich an? Zunächst vielleicht bei der Anprobe. Der METASPEED Sky erinnert mich spontan ein wenig an einen Ferrari, nicht nur weil er rot ist. Breite Schlappen und nur das Nötigste am Chassis, im Innenraum recht eng. Und fahren können muss man ihn auch, damit man nicht vor der nächsten Leitplanke hängt.

Okay, ich hätte ihn eine halbe Nummer größer vertragen können. Andererseits ist es ein Wettkampfschuh, der kann auch mal auf Knirsch sitzen. Für lange Trainingsläufe ist der eh nix.

Schon die ersten Schritte in dem roten Flitzer erweisen sich als sehr ungewöhnlich. Rockergeometrie sag ich nur. Das ist allerdings schon eher Hard Rock, was hier am Fuß sitzt. Beim Gehen in der Wohnung frage ich mich schon nach den ersten Metern, wie ich mit dem Geschoss laufen soll. Vor dem Abrollen fühlt es sich so an, als ob die Zehen in der Luft hängen, während sie am Ende der Abrollbewegung ein klein wenig vorne anstoßen. Egal, das Ding ist ja nicht zum Gehen gemacht.

Die erste, eher zaghafte Runde mit dem ASICS METASPEED Sky offenbart eine weitere Eigenschaft, die für Aufsehen sorgt. „Was macht der denn für einen Krach?“ fragt mich die Holde. „Ja, öhm. Muss so!“ erwidere ich. Ohne zu wissen, ob das wirklich so muss. Der Schaum unter dem Fuß gibt den merklich spürbaren Bounce mit einer Untermalung eines ebenso merklich hörbaren „Popp“ zum Besten. Ich komme mir ein wenig vor, wie ein Metronom auf Beinen. Die Holde sieht das wohl auch so und schmunzelt während des kompletten Laufs.

ASICS METASPEED Sky

Ich sehe schon – ich muss den Schuh halt noch mal allein und in Ruhe (haha!) testen. Und so kommt’s, dass ich beim nächsten Lauf versuche, alles aus dem roten Renner zu holen. Geht da was in Sachen Bestzeit? Immerhin hat der ASICS METARACER bereits aus dem alten Sack ein junges Fohlen gezaubert. Naja, beinahe. Warum sollte das hier anders sein?

Ihr erinnert euch, als ich oben was von „Laufstil“ und „schneller Läufer“ gefaselt habe? Der ASICS METASPEED Sky offenbart leider nur zu deutlich, dass ich weder einen ansprechenden Laufstil habe noch zu den schnellen Läufern gehöre. Eine 4:00er Pace bekomme ich mit dem Schuh hin, aber es fühlt sich irgendwie nicht „richtig“ an. Das Gefühl hatte ich seltsamerweise beim METARACER nicht, aber der hat auch nicht so extreme Rockergeometrie.

Mein Fazit zum ASICS METASPEED Sky

Die 10 km in unter 40 Minuten, den Marathon in Sub 3? Ja, war ein schöner Traum. Das wird nichts, da hilft auch das neueste Wunderwerk aus dem Hause ASICS nicht. Talent und Training sind halt doch das A und O. Aber es ist total lieb, dass ich den Schuh testen durfte. Und scheinbar verhilft er ja echten Athletinnen und Athleten tatsächlich zu einer neuen Bestzeit. Laura Hottenrott (kommt übrigens hier aus der Gegend) hat mit ihm gerade vor einer Woche ihre Bestzeit auf der Marathon Distanz um 5 Minuten verbessert. Zudem lese ich beinahe in jedem Bericht über den Schuh, dass die Läuferinnen und Läufer begeistert sind. Nun, wahrscheinlich ist das wie mit dem legendären Topf und dem Deckel. Ich bin halt mehr Schmor- als Schnellkochtopf. Insofern ist das sicher ein toller Schuh, nur leider nicht für mich. Ich leg mich dann mal wieder hin und träume weiter.

 

Für die Transparenz

Die PR Agentur von ASICS hat mir den Schuh für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.

2 Kommentare

  1. Comment by Brennr.de

    Brennr.de Antworten 29. April 2021

    Danke für diesen unterhaltsamen, aber auch aufschlussreichen Bericht!
    Es ist schon witzig, wie steif die Wettkampfschuhe auf einmal werden. Als ich vor zehn Jahren oder so mal meinte, dass ich es mag, wenn die Sohle im Vorfuß steif ist, wurde ich belächelt. Möglichst flexibel musste sie laut Experten sein. Damit hatte ich aber immer das Gefühl, dass ich beim Abrollen weniger Energie auf die Straße bekomme. Jetzt werden die Schuhe dahingehend etwas steifer, ich bin dagegen allerdings auch älter geworden. Ganz so meins ist es auch nicht mehr. Merkte ich schon beim Nike Zoom Fly 3. Aber jetzt habe ich einen für mich perfekten Schuh gefunden, den Asics Noosa Tri 13. Nicht zu steif und nicht zu hart, aber dennoch richtig dynamisch. Ich glaube, der könnte Dir gefallen. Ein für uns „altersgerechter“ Wettkampfschuh, mit dem man trotzdem noch ein wenig träumen kann. Wobei, an eine Sub40 glaube ich inzwischen bei mir auch nicht mehr. ;-)

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 1. Mai 2021

      Den NoosaTri habe ich auch im Visier, alledings soll der doch auch kein Wunder in Sachen Flexibilität der Mittelsohle sein (eher wie der EvoRide 2). Ich zitiere mal:

      „Bereits beim Herumlaufen ist der Wiege-Effekt und die Steifheit der Mittelsohle spürbar.“ (Quelle)

      Im NoosaTri 9 bin ich übrigens meinen ersten Marathon in FFM gelaufen. Das waren noch Zeiten…

Dein Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close
Go top