Wenn mit Superlativen nur so um sich geworfen wird und eine Lobeshymne die nächsten jagt, bin ich mittlerweile mehr und mehr skeptisch. Schon oft entpuppten sich blumige Worte als welkes Gewächs, sobald die Marketingfuzzis einen besseren Job gemacht haben, als die Entwickler.

Mit Spannung habe ich die dritte Generation eines Schuhs erwartet, welchen ich bereits in der ersten Auflage testen durfte. Den Novablast 3 von ASICS konnte man schon vor Monaten in den englischsprachigen Blogs und Social-Media-Kanälen erspähen. Dort war man durchweg einer Meinung: Dieser Schuh ist der neueste heiße Sch…., wenn nicht gar der Schuh des Jahres. Na, wenn das mal keine Vorschusslorbeeren sind, dann weiß ich es nicht.

First (fantastic) Look

ASICS Novablast 3

Ja, verdammte Axt. Dann sieht das Ding auch noch so rattenscharf aus, dass es im Grunde genommen schon beinahe völlig egal ist, wie er sich im Endeffekt läuft. Zur Not wandert er eben als Freizeitschuh durch sein restliches Laufschuhleben. Aber hey, das wollen wir doch alle nicht, oder?

ASICS Novablast 3

Die Farbkombination „Black/Amber“ lässt den Novablast-typischen markanten Sohlenaufbau noch besser zu Geltung kommen. Der Sohlenaufbau unter dem Vorfuß hat komfortable 23 mm zu bieten und geht in eine wuchtige Ferse mit 31 mm Höhe über. Rein von der Optik und der Dominanz der Sohle her könnte man annehmen, dass deren Aufbau allein für das Design geschaffen wurde. Doch man munkelt, da gäbe es auch noch einen anderen Zweck.

ASICS Novablast 3

Beim Profil der Außensohle ist ebenso Diät angesagt. Wenngleich dem AHAR™-Material eine hohe Strapazierfähigkeit nachgesagt wird, sollte man beim Grip auf feuchtem Untergrund keine allzu hohe Erwartungen haben.

Neu beim Novablast 3 ist das FF Blast Plus Material der Mittelsohle, welches leichter als die vorher verwendete FF Blast ist. Hätte man es dann nicht FF Blast Minus nennen sollen? Nun ja, kleiner Scherz. Wie dem auch sei: So konnten erneut um die 30 Gramm Gewicht eingespart werden. In meiner Größe (EUR 44,5) wiegt der Schuh 255 Gramm – in dieser Dämpfungsklasse durchaus beachtlich wenig.

ASICS Novablast 3

Nicht nur augenscheinlich hat der Novablast im Fersenbereich allerdings ordentlich zugelegt. Das gibt nicht nur mehr von diesem berühmt und berüchtigten Bounce, für den das Modell bekannt ist, sondern auch spürbar mehr Stabilität – vor allem im Vergleich zur ersten Version.

ASICS Novablast 3

Vor lauter Üppigkeit der Sohle hätte ich jetzt beinahe das Obermaterial vergessen zu erwähnen. Hier gibt es tatsächlich nur Positives zu berichten. Der Novablast 3 hat ein modernes, luftiges Mesh bekommen, was nicht nur einen angenehmen Tragekomfort bietet, sondern zudem auch noch zu 75% aus recycelten Materialen besteht. Dank einer neuen Zungenflügelkonstruktion sitzt die Zunge stets dort, wo sie hingehört.

ASICS Novablast 3

Der ASCIS Novablast 3 in der Praxis

Soso, ein Schuh mit Bounce und fetter Dämpfung. Mensch, Martin – bist du nicht eher der Typ, der mehr auf direkte und wenig gedämpfte Modelle steht? Der meistens Probleme bekommt, wenn er mit seinem ungelenken Laufstil auf wackeligen Schuhen unterwegs ist? – Ja doch. Eigentlich schon, stimmt. Aber ich bin ja ein mutiges Kerlchen und da ich tierisch neugierig war, was aus dem Novablast wurde, den ich vor einiger Zeit testen konnte, musste ich die Gelegenheit unbedingt nutzen.

Zugegeben ist es schon etwas ungewohnt, dieses Gefühl, wenn man die ersten Meter mit dem Schuh losläuft. Und da ist es auch wieder: Dieses Geräusch, bei dem die Holde immer irritiert zu mir rüber schaut, obwohl sie allein von Lautstärke hören sollte, dass ich noch da bin. Vielleicht stelle ich mich auch nur zu doof an, aber der Novablast 3 macht fast so viel Krach, wie das legendäre Trampolin, mit dem der Schuh stets verglichen wird oder wie die rasante Carbonflunder METASPEED Sky.

Die beiden Schuhe haben noch etwas gemeinsam. Sie wollen flotter gelaufen werden, damit ihr Potential zur Entfaltung kommt. Klar, man kann den Novablast durchaus auch auf einer gemütlichen Runde tragen, aber dann ist er halt „nur“ ein gut gedämpfter Schuh. Aber allein die Geometrie der Sohle signalisiert, dass der „korrekte“ Einsatzzweck darin besteht, sich nach vorne zu lehnen und Gas zu geben. Dann zündet der Nachbrenner – um das mal bildlich in Szene zu setzen. Ob die Farbgebung wohl doch nicht so ganz zufällig ist?

ASICS Novablast 3

Mein Fazit zum ASCIS Novablast 3

Vor ein paar Wochen war ich beim Halbmarathon in Kassel unterwegs. Ihr kennt das: Am Tag davor steht man vor dem Schuhregal und kann sich nicht entscheiden. Meist wirft man die bisherige Wahl spontan über den Haufen, die man in der Vorbereitung bereits in Stein gemeißelt hat. Das war dieses Mal nicht anders. Der Novablast 3 sollte es werden, doch dann hob der Matthias Sammer in mir mahnend seinen Zeigefinger und verwies mich auf den Alltime-Favoriten aus dem Hause ASICS. Der Noosa Tri 13 gab ein hämisches „Nänänänänänää!“ in Richtung des Novablasts von sich und machte sich freudig bereit für ein neues Abenteuer.

Die Entscheidung war haarscharf, doch „never change a winning team“ gab den Ausschlag. Viellicht schafft es der Novablast noch irgendwann mal an den Start eines Wettkampfs. Bis dahin steht er als idealer Kandidat für flottere Trainingsläufe parat. Wenn es hart auf hart kommt, ist mir das hohe Maß an Dämpfung aus den bereits oben genannten Gründen etwas too much. Als „Daily Trainer“ mit der „Lizenz zum Ballern“ steht er jedoch ganz oben in der Auswahl.

 

Für die Transparenz

Der ASICS Novablast 3 wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.

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