Nach gefühlt drölfzig Millionen Tests von Laufschuhen hier im Blog müsste euch aufgefallen sein, dass noch kein einziger Schuh von ASICS dabei war. Dabei ist die Marke keineswegs Neuland für mich…
Der erste Laufschuh meiner Laufkarriere war ein ASICS GEL-Fujitrabuco 2 GTX, gefolgt von einem GEL-DS Trainer 19 und letztendlich kam noch der legendäre GEL-Noosa Tri 9 hinzu, mit dem ich auch meinen ersten Marathon gelaufen bin. Jener Schuh ist übrigens der einzige seiner Gattung, der nach seinem wohlverdienten Ruhestand nicht in der Tonne gelandet ist. Der steht noch im Schrank – aus sentimentalen Gründen.
First Look: Der ASICS Novablast
Genug gelabert. Ihr wollt ja schließlich wissen, wie mir der neue ASICS Novablast gefallen hat. Zielgruppe dieses Schuhs sind junge und dynamische Läufer – wer könnte da also besser ein Urteil fällen, als meine Wenigkeit? Ja, ihr lacht. Zu Recht. Die Farbvarianten des Schuhs wurden in der Tat so gewählt, dass sich eine Käuferschicht angesprochen fühlt, die eher eine Generation vor mir auf die Welt kam. Was nicht heißen muss, dass mir das knallige Orange der Modern Tokyo Edition nicht auch zusagen darf. Ich find’s cool. Was sagt ihr dazu?
Den ASICS Novablast gibt es seit Ende Februar 2020. Er ist eher kein klassischer ASICS, wie beispielsweise der Nimbus oder der Kayano – also die Modelle, mit denen viele Läuferinnen und Läufer den Einstieg in ihr neues Hobby wagen.
Der Novablast ist ein relativ leichter (293 Gramm in Größe 44,5) und flexibler Neutralschuh mit einer klassischen Sprengung von 10 mm, der aufgrund seiner Höhe (32 mm im Fersenbereich) besser nicht von Überpronierern getragen werden sollte. Der Laufstil und die Beinachsenstabilität sollten schon einigermaßen sauber sein, wenn man mit dem Schuh langfristig Spaß haben möchte. Auch für schwere Läufer ist der Novablast weniger ratsam, da die Seitenstabilität doch etwas marginal ist.
Ziemlich auffällig ist die hinten ausgestellte Sohle, die optisch ein wenig wie ein Spoiler wirkt. Sieht man mittlerweile öfters, auch ASICS konnte sich dem Trend nicht entziehen. Sie trägt natürlich auch dazu bei, dass der Schuh echt ziemlich groß aussieht. Das »FF Blast« auf der Ferse steht übrigens für FlyteFoam Blast – ein Mittelsohlenschaum, der besonders effektiv in der Energierückgewinnung sein soll.
So großzügig, wie ASCIS bei der Mittelsohle war, musste ja letztendlich irgendwo wieder gespart werden. Die wenig profilierte AHARPLUS-Gummi-Außensohle ist beinahe minimalistisch und eignet sich – da greife ich schon mal ein wenig vorweg – nur für Asphalt, und der darf auch gerne trocken sein.
Ganz angenehm ist das offenporige Jacquard-Mesh-Obermaterial des Schuhs. Der Fuß bleibt auch bei höheren Temperaturen recht kühl, Druckstellen gibt’s keine, und im Zehenbereich ist ausreichend viel Platz. Kleiner Nachteil: in den offenen Stellen setzt sich bei verschmutzter Straße unheimlich viel Dreck ab. Ich empfehle den Schuh unmittelbar nach solch einem Lauf gründlich abzuspülen, sonst hat man nicht lange was von dem hübschen Design.
Der ASICS Novablast im Praxistest
Gut, dass es Testberichte in Blogs gibt. Wenn ihr den ASICS Novablast im Geschäft anprobiert und ihn ohne einen Lauf beurteilen müsstet – ich könnte wetten, dass das nicht in einen Spontankauf ausarten wird.
Die weit ausgestellte Ferse und die angedeutete Rocker Konstruktion wirkt beim Gehen ungewohnt, um nicht zu sagen komisch. Erst beim Laufen merkt man dann, wozu das Ganze gut ist. Stellt euch mal ein Trampolin vor: Darauf rumspazieren ist doof, aber hüpfen ist toll. So ähnlich geht einem das mit dem Novablast. Je mehr Energie man aufwendet, umso mehr Spaß macht er.
Kleine Story, die überraschend für das schnellste Urteil ever sorgte: Ich laufe eine moderate Runde mit der Holden. Die Dämpfung des Novablast fühlt sich ein klein wenig wie ein Sofa an. Ist normalerweise nicht so meins, daher bin ich nicht wirklich sicher, was ich von dem Schuh halten soll.
Genau am weitesten Punkt der Runde (Murphy’s Law!), bekommt die Holde eine Zerrung in der Wade und kann nicht weiterlaufen. Als Retter in der Not biete ich ihr an, nach Hause zu laufen und sie dann mit dem Auto abzuholen – das Ganze möglichst fix, damit sie neben Wade nicht noch Rücken bekommt. Die Klamotten waren schließlich schon nass.
Ich geb‘ Gas, ich will Spaß!
Ich gebe also Gas, der frierenden Holden zu Liebe. Während ich so rennend auf die Uhr schaue, bin ich doch etwas erstaunt. 4:00er Pace? Wann hatte ich die denn das letzte Mal? Vor allem kann ich mich nicht erinnern, dass ich diese Geschwindigkeit so unbewusst gelaufen bin – rein vom Laufgefühl her.
Hier scheint das Werbeversprechen gar nicht mal so Unrecht zu haben. Wie schon oben angedeutet – der Novablast hat in der Tat etwas von einem Trampolin. Mit der Rückfederung fliegt man nur so dahin.
Mein Fazit zum ASCIS Novablast
Das wahre Potential des ASCIS Novablast zeigt sich, wenn man mit ihm schnell unterwegs ist. Dann macht der Schuh mit seinem Trampolin-Effekt so richtig Spaß und verhilft einem Dank seines energetischen Laufgefühls noch einmal zu ein paar Sekunden weniger auf der Uhr.
Der ASICS Novablast ist für mich ein heißer Kandidat für einen schnellen 5 oder 10 Kilometer Wettkampf. Einen Halbmarathon oder gar Marathon würde ich damit nicht laufen, da mir ein wenig die Stabilität fehlt. Was natürlich auch heißen soll, dass Läufer mit einem sauberen Laufstil mit ihm sehr wohl alle erdenklichen Distanzen absolvieren können. Ich beschränke mich erst einmal auf die Kurzdistanzen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Insgesamt ist der ASCIS Novablast eine echte Überraschung. Ich bin dann doch schon ein wenig neugierig auf weitere ASCIS Modelle geworden.
Für die Transparenz
Der ASCIS Novablast wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
4 Kommentare
Comment by Thomas
Thomas 17. Juni 2020
Hi Martin,
also in Orange gefällt mir der Schuh auch sehr gut! Spannend zu lesen, dass Du im Grunde die selben Erfahrungen damit gemacht hast: erst komisch, bei Tempo aber dann richtig gut. Wobei ich kein Problem mit der Stabilität habe und ihn auch sehr gerne auf langen Läufen trage.
Comment by Martin
Martin 17. Juni 2020
Ich bin da ein wenig vorsichtig, was die Stabilität anbelangt. Ich hab den Knöchel gerade getaped. Vielleicht gibt sich der Eindruck bzw. die Unsicherheit mit der Zeit.
Comment by Brennr.de
Brennr.de 29. April 2021
Ich kann Deine Eindrücke teilen. Wenn ich damit langsam laufe, finde ich ihn im Fersenbereich auch recht schwammig. Er ist dann sehr soft, aber ohne dieses „bouncy“ Gefühl. Das kommt erst, wenn man schneller läuft. Dennoch laufe ich damit auch gerne entspannte Läufe, wenn meine Beine etwas müde sind.
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