Der letzte BiMa ist nicht lange her. Meine Erinnerung an die Veranstaltung im Herbst letzten Jahres sind noch so zart, wie die gerade sprießende Kirschblüte am Veranstaltungsort. Apropos blühen: Ich hatte das ungute Gefühl, dass dieser Lauf nicht ganz so geschmeidig vonstattengehen wird. Sollte ich recht behalten?
Seniorenbetreuung
Im zunehmenden Alter ist man als Senior mehr und mehr auf Betreuung angewiesen. Soweit, dass mir am Start jemand den Rollator bereitstellen muss, ist es allerdings noch nicht. Nicht dass wir uns missverstehen. Generell bin ich mit meinem Fitnesslevel durchaus zufrieden, auch wenn es hier und da mal mehr zwickt als noch vor ein paar Jahren. Der Bedarf besteht vielmehr an mentaler Unterstützung. Antreiben, wenn es läuft oder gut zureden, wenn es eng wird. Christian hat seinen Job im vorherigen Jahr bestens erfüllt, doch leider ist er dieses Mal nicht mit dabei.
Auf der Suche nach einem geeigneten Opfer dachte ich zunächst an Ron, meinen Laufbuddy vom Rennsteig. Als er mir seine angestrebte Zielzeit mitteilt, verwerfe ich den Plan unmittelbar. Eindeutig zu schnell für mich. Da kommt es wie gerufen, dass sich René kurz vor Pipi dazu entschließt, aus der gelungen Premiere von 2018 ein Revival zu machen. Der Junge ist zwar 23 Jahre jünger als ich, hat aber dafür mal wieder nicht bis gar nicht für den Ultra trainiert. In Summe müsste das also passen, daher freue ich mich auf eine illustre Unterhaltung über 57 Kilometer.
Auf zu neuen Abenteuern
So, jetzt. Butter bei die Fische. Das ganze Vorgeplänkel erspare ich euch jetzt. Keiner will wissen, dass ich mich mit René um 7:00 Uhr auf die Reise nach Kleinalmerode mache, nachdem er vorher einen Tee bei uns getrunken hat. Es war übrigens Pfefferminztee. Aus meiner BiMa-Tasse. Nur für den Fall, dass ihr es vielleicht doch wissen wollt.
Unterwegs auf der kurvenreichen Landstraße nach Kleinalmerode freuen wir uns auf den Ultra, denn Ultras sind immer ein Abenteuer. Das eint alte und junge Jungs – für ein Abenteuer ist „Mann“ immer zu haben.
Der besondere Charme des BiMas offenbart sich bereits wenige Meter hinter dem Ortsschild. Wer großen Trubel und lange Autoschlangen erwartet, liegt völlig falsch. Eine Stunde vor dem Start sind wir unter den Ersten, die auf den Parkplatz auf der großen Wiese eingewiesen werden.
Genauso entspannt geht es bei der Startnummernausgabe weiter. Ob die Nummer 7 mir Glück bringt, vermag ich nicht zu sagen. Nach der teuflischen 666, der 66, der 44 und der 222 fällt sie zumindest etwas aus der Reihe.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei einer Premiere hier vor Ort ungläubig das noch nicht vorhandene Geschehen sondiert. Da fragt man sich schon, ob man sich nicht vielleicht in der Zeit vertan hat. Nun, es hat alles seine Vorteile. Niemand rennt einem ins Bild und Zeit für Selfies ist auch noch genügend vorhanden, auch wenn lediglich mir bis dato unbekannte Maskottchen dafür herhalten müssen.
Kuchen muss sein
Kein BiMa ohne vorherigen Kuchengenuss. Das ist mehr oder minder eine eiserne Regel. Allenfalls bei der Auswahl besteht Diskussionsbedarf. Der Klassiker bleibt unangetastet. Ich ziere mich ein wenig, die Verzierung zu verzehren. (Wow, literarisch geht’s hier wieder ab, was?)
Start im Rekord
Die letzten Krümel des Kuchens sind gerade verspeist, da wird es auch schon hektisch. Oha, nur noch fünf Minuten bis zum Start. Vielleicht sollten wir doch mal rausgehen. Doch auch dort hält sich die Hektik in Grenzen. Es bleibt noch genügend Zeit ein paar Laufbuddies zu begrüßen. Den ein oder anderen wird man sicher noch auf der Strecke wiedersehen.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht“ verkündet uns Gerno kurz vor dem Start. „Die Gute: Dank des Regens heute Nacht ist die Strecke nicht mehr so staubig wie gestern. Die Schlechte: Die bestellten Medaillen haben uns nicht rechtzeitig erreicht und hängen beim Zoll fest. Die bekommt ihr dann per Post nach Hause.“ Nun ja, es gibt Schlimmeres.
„So. Und jetzt geht’s los. Ich zähle runter: Zeeehn-Neun-4-3-2-1. LOS!“ ruft Gerno ins Mikro, um uns möglichst schnell aus dem Startbereich zu jagen. Kann sein, dass ich die fehlenden Zahlen unterschlagen habe. Allerdings nur zur Veranschaulichung, dass das gerade so gereicht hat, um den Start-Button der Uhr zu drücken.
Die kurze Zweisamkeit
Ihr erinnert euch an die Sache mit der Seniorenbetreuung? Ganze zwei(!) Kilometer hat sie angedauert. Und das kam so: „Guck mal, da vorn läuft doch der Ferenc“ ruft René. „Als Titelfavorit läuft der jetzt auch nicht sooo viel schneller als wir. Ich könnte ja mal versuchen, mich dranzuhängen. Wenn es nicht klappt, sammelst du mich spätestens nach 30 Kilometern wieder ein.“ „Joa, mach halt“ erwidere ich und fürchte, dass ich mich die restlichen 55 Kilometer, anders als geplant, allein in den Hintern treten muss, wenn es nicht läuft. Das war’s also schon mit unserer Zweisamkeit.
Die Runde um den Rodeberg fängt harmlos an. Zunächst geht es erstmal gemächlich bergab. René ist bereits außer Sichtweite, da nähern sich von hinten Sebastian (kenne ich von STRAVA), Andrés (kenne ich vom Werrabrücken-Tunnel-Kolonnenweg-Marathon) und Björn (kenne ich noch gar nicht).
Ein paar kurzweilige und gesprächige Kilometer weiter zerbröselt sich unser Grüppchen bereits wieder. Als es bergauf geht, zieht Sebastian davon. Andrés und Björn bleiben zurück. Auch wenn ich gerne glauben würde, dass ich die Bergziege schlechthin sei und die beiden abhänge, so bin ich mir sicher: Die teilen sich lediglich ihre Kräfte ein. Wir sehen uns bald wieder.
Pittoreske Landschaften
Eine kurze Verschnaufpause nutzen wir, um das schöne Wort „pittoresk“ in diesem Text unterzubringen, welches ihr wohl in jedem(!) Wettkampfbericht findet. Das liegt mitunter aber auch daran, dass die Gelegenheit zur Verwendung stets gegeben ist. Da wäre zum Beispiel diese alte, aber dennoch pittoreske Hütte…
…oder aber diese bezaubernde Weide mit ebensolchen Kühen. Falls hier jemand vom Fremdenverkehrsamt mitliest: Ja, die Bilder dürft ihr gerne nutzen.
Gut gepflegte Rituale
Dann kommt sie. Die Stelle, an der ich bei bisher allen Ultras auf dieser Strecke die Kamera an meinen Laufbuddy rüberreichte und mich bei einem geseufzten „Hach“ ablichten ließ. Doch heute ist da niemand, der diesen Job übernehmen kann. Dieses Ritual fällt heute aus, also muss ich das wohl selbst tun. So liegen Leid und Freude dicht beieinander. Da wir aber gerade erst bei Kilometer 10 angelangt sind, fällt mir das Lächeln noch leicht.
Nur einen Kilometer später erreiche ich einen der markantesten Punkte des BiMas: Die legendäre Treppe, die in so ziemlich jedem Bericht über diesen Lauf zu finden sein dürfte. Der Situation geschuldet lichte ich das Bauwerk heute völlig einsam und ohne einen Läufer ab. Habe ich schon gesagt, dass ich einen Laufbuddy vermisse? *seufz*
Kurze Zeit später passiert die Läuferschar noch einmal Kleinalmerode. Falls man auf den Rest des Abenteuers keinen Bock mehr hat, bestünde jetzt die Möglichkeit, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Aber hey – bezahlt ist bezahlt. Insofern geht es jetzt erstmal fünf Kilometer „als zus berguff“ bis zum nächsten VP am Umschwang und dem nächsten Ritual.
Von Tag 1 an meiner Läuferkarriere beim BiMa muss irgendein VP dafür herhalten, um sich für mich – und ja – auch für euch(!) zum Affen zu machen. Unfassbarer Weise wussten die Jungs was jetzt kommt, denn als ich die GoPro zücke und mit einem Salzbrezel-Wasser-Gemisch im Mund etwas von „Blogbeitrag“ und „La Ola“ fasele, stehen sie schon bereit und sind tatsächlich willig, auch die Jungs herbeizurufen, die gerade zur Sicherung der Straße eingeteilt sind. „Neee, neee. Lasst mal. Ihr beiden könnt das schon allein.“
Waldautobahn und Klimawandel
Der größte Anstieg ist erst einmal geschafft. Bis zum nächsten VP (ja, Ultras werden gerne in anhand der Stellen zur Nahrungsaufnahme unterteilt) geht es auf einer Waldautobahn zwar noch leicht bergauf, doch der Part ist recht gut laufbar. Das Einzige, was stört, ist der klebrige Boden, der wie Pattex an den Sohlen hängen bleibt. Hatte Gerno den fehlenden Staub nicht als gute Nachricht verkaufen wollen?
Kurz vor der nächsten Verpflegung kommt dann doch noch eine Steigung. Gott sei Dank muss ich sie nicht allein bezwingen. Ich treffe auf einen Läufer, mit dem ich mich – passend zur derzeitigen Szenerie – über Klimawandel, Borkenkäfer, Monokulturen, Trockenheit und Dürre unterhalte. Apropos Trockenheit: Meine Güte, habe ich einen Durst. Das wird noch spaßig heute.
Sightseeing-Touren und holprige Trails
Andrés und Björn sind wieder da. Den Vorsprung, den ich auf die Beiden hatte, habe ich an den letzten VPs verbummelt, wetten? Egal, das war es wert und außerdem habe ich jetzt wieder Gesellschaft. Für die gerade anstehende Sightseeing-Tour zur Roten Quelle interessieren sich die beiden allerdings nicht die Bohne. Banausen.
Immerhin: Für ein Selfie vor dem vergitterten Wasserhäuschen (oder was auch immer das ist) bei den Steinbergseen sind die Jungs zu haben. Als Beweis, dass man den kleinen Buckel hinauf nicht ausgelassen hat. Geht doch!
Weiter geht’s auf einem holprigen Trail durch einen Wust von Baumstümpfen. Beim BiMa 2019 war hier noch ein dichter und dunkler Wald mit einer mystischen Stimmung. Jetzt tendiert es eher in Endzeitstimmung.
Kurz danach erwarten uns nicht nur ein schöner Trail in einem offensichtlich gesunden Wald, sondern auch noch applaudierende Zuschauer. Wenn die jetzt auch noch Schokolade im Angebot hätten – es wäre das Ü-Ei des BiMas!
Da fehlt was, oder?
Habt ihr eigentlich bis hier was vermisst? Nein? Ja, doch. Denn irgendwann muss der Kerl doch anfangen zu leiden. Ist schließlich ein Ultra, und der Jüngste ist er auch nicht mehr. Los, Martin. Spaß macht das doch nicht, sei ehrlich!
Ja, okay. Wir sind gerade bei Kilometer 28. Der nächste VP taucht gerade am Horizont auf. Den matschigen und holprigen Trail bis hier hin bin ich ziemlich verkrampft runtergerannt und habe Andrés und Björn ziehen lassen. Vor ein paar Wochen bin ich im Bergpark gestürzt und hab mir dabei den Arm ausgekugelt. Genauer gesagt war es eine Subluxation, also fast draußen. Komplett draußen hatte ich schon öfters, aber die Geschichten dazu würden den Beitrag sprengen. Der wird eh schon lang genug. Jedenfalls ist das der Grund, wieso ich bei Trails derzeit ein wenig vorsichtiger bin, denn nochmal brauche ich das nicht. Verständlich, oder?
Mit einem Ziehen im Gebälk trudele ich am VP ein und erblicke den freien Monoblockstuhl, der in dem Moment eine magische Anziehungskraft auf mich hat. „Darf ich mich da mal kurz niederlassen?“ frage ich artig. „Klar, kein Problem!“ erwidern die Jungs. „Magst du auch ein Bier?“ werde ich gefragt. Da sage ich nicht nein, ist ja schließlich ein Alkoholfreies. Darf man also.
Am liebsten würde ich hier und jetzt den Ultra Ultra sein lassen. So gut gefällt es mir hier gerade. Andererseits müsste ich dann diesen Bericht an dieser Stelle beenden. Also – hilft ja nix. Weiter geht’s. Außerdem komme ich an diesem VP gleich nochmal vorbei. Haltet den Stuhl für mich frei Jungs, bis gleich!
Hautnah am DNF vorbei
Am südlichsten Zipfel des Kurses führt die Strecke an Wickenrode vorbei. Im Moment läuft es gerade ganz gut, jedoch habe ich Respekt vor dem, was da gleich kommt, denn in wenigen Metern geht es erst mal wieder übelst bergauf. Kurz vor dem Anstieg entdecke ich, eingerahmt zwischen blühenden Büschen, Eick auf einer Bank sitzen. Die Schuhe ausgezogen, den getapten Fuß zum Auslüften im Gras liegend. „Was ist denn mit dir los?“ frage ich. „Ich muss aufhören und lasse mich von meiner Frau abholen. Mein Fußgelenk macht Probleme. Das wird mein erster DNF!“ klagt er. Ich versichere ihm mein Mitleid und ziehe von dannen.
Und dann passiert es. Mein zweites, unsportliches Ich meldet sich zu Wort: „Na, Martin. Das ist DIE Chance. Da kannst du doch sicher mitfahren. Schau mal – das sind noch 35 Kilometer, die du vor dir hast. FÜNFUNDDREISSIG!“
Beinahe den kompletten, folgenden Anstieg kämpfe ich mit meinem zweiten Ich. Nach rund zwei Kilometern hat es verloren. Ich laufe weiter. Eicks Frau wäre eh schon da gewesen. Puh, ganz knapp am DNF vorbei.
Das Monoblockstuhl-Revival
Kaum ist das zweite Ich besiegt, folgt die nächste Herausforderung. Nach der „Ultra-Schleife“ komme ich erneut an dem schönen VP von vorhin vorbei. Da steht er wieder, der Monoblockstuhl. War das Polster vorhin auch schon drauf? Das machen die doch extra, die Jungs. Dankbar nehme ich die Gelegenheit wahr und ruhe mich von der mentalen und körperlichen Strapaze der letzten Kilometer aus. Als Thorsten und Markus am VP eintreffen, beschließe ich, mich an die beiden dranzuhängen. Denn jetzt folgen elendig lange und monotone Kilometer bergab, auf denen man ein wenig Unterhaltung gut gebrauchen kann.
Unterhaltung – das kann er, der Thorsten. Und die läuft dann meist so: „Nächste Woche ist die Harzquerung. Da bist du doch dabei, oder?“ Ich: „Äh, nein. Nächste Woche laufe ich sicher nicht schon wieder einen Ultra!“ Thorsten: „Dann aber den XYZ-Ultra oder den Salzkotten-Marathon oder den….(Aufzählung redaktionell gekürzt)“ Ich: „Nein. Wenn ich tatsächlich in drei Wochen den Rennsteig laufe, dann reicht es mir erstmal auf Dauer. Und jetzt hör doch mal auf, mir während eines Ultras die Teilnahmen an anderen Ultras zu offerieren. Das ist ja, wie wenn man nach einem All-You-Can-Eat-Buffet fragt, was es am Folgetag zu essen gibt!“ Markus: „Hahaha, stimmt!!“
Endlose Anstiege
Die zwei Kilometer bis zum nächsten VP verlaufen stetig bergauf. Mindestens zwei bis drei Stellen sehen so aus, als wäre man bereits oben. Keine Ahnung, wie oft ich diesen Part der Strecke schon gelaufen bin, ich müsste mich also bestens auskennen. Okay, ich könnte auch auf das Höhenprofil auf der schweineteuren Garmin schauen, dann wüsste ich es auf den Zentimeter genau, wann es soweit ist. Aber das wäre zu einfach. Und außerdem komme ich bei einem Ultra nicht auf sowas. Meine Hirnzellen reichen zu diesem Zeitpunkt gerade dafür aus, einen Fuß vor den anderen zu bewegen.
Während Thorsten weiterläuft, probiere ich auch an diesem VP die Sitzmöbel aus. Nein – sie sind nicht so bequem wie der Monoblockstuhl an dem vorherigen VP. Ein Polster hat er auch nicht. Jetzt nochmal zurücklaufen wäre aber auch Unsinn. Also weiter.
Kurz vor dem Bilstein-Turm steht die Marathon-Distanz auf der Uhr. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber für mich ist das bei Ultras immer ein mentaler Kick. Wenn ich bis hierhin gekommen bin, schaffe ich den Rest der Strecke auch noch.
Bratwurst-Rauch-Dingens-VP
Ich habe tatsächlich damit gerechnet: Keine Blasmusik am Turm. Nicht dass ich jetzt Fan davon bin, aber sie fehlt. Stattdessen empfängt mich der Geruch von Bratwurst, Grillkohlenqualm und Zigarettenrauch. „Magst du einen warmen Tee?“ werde ich gefragt. „Äh. Nee!“ antworte ich etwas zu rabiat. Können die ja nicht wissen, dass ich das Getränk letztes Jahr beinahe hinter die 50-Kilometer Markierung gegöbelt hätte.
Verkrampft und zugebläht
Eigentlich folgt nun der Part, wo man es rollen lassen kann. Wenn man denn kann. Letztes Jahr hat uns Till noch gefragt, wie man denn nach über 40 Kilometern noch so rennen kann. Heute ist auf den ersten Metern, gleich hinter der Hütte des Bilsteinturms, die Muskulatur plötzlich der Meinung, dass ich doch mal wie C-3PO laufen könnte. Also noch eine Stufe mehr als verkrampft. Hmm, vielleicht sollte ich mal eine von diesen neuen Salztabletten einwerfen?
Kennt ihr diesen Versuch, wo man ein Mentos-Dragee in eine Cola Flasche wirft? Genau so oder so ähnlich hat mein Magen reagiert. Nun ja, dann lieber die Krämpfe im Bein. Wird dann halt Wechsel zwischen Laufen und Gehen auf dem Weg bis ins Ziel.
Die Treppe am Ende des Trails in Roßbach kann ich tatsächlich nur seitwärts runter gehen. Die Wanderer, die ich an dieser Stelle treffe, schauen mir skeptisch hinterher. „Ob der mal noch ins Ziel kommt?“ denken sie sicher. Na wartet, Jungs.
Endspurt
Nur noch zwei Kilometer und ein paar fiese Anstiege trennen mich vom Ziel. Ich fange an zu rechnen, ob ich zumindest unter sieben Stunden finishen kann. Das sollte klappen. Meine langsamste Zeit bei diesem Lauf war bisher eine 6:56:19. Irgendwo in diesem Bereich wird es auch heute enden.
Ziel mit Herz
Wisst ihr, worauf ich mich beim Zieleinlauf beim BiMa am meisten freue? Auf die Begrüßung vom BiMa-Martin (ja, ein Namensvetter). Auch dieses Mal war es wieder ein Zieleinlauf mit Herz. Ich musste den Jungen erstmal kurz drücken, bevor es rechts um die Ecke ins Ziel ging. Bei 6:54:54 stoppt die Uhr. Bingo.
„Nimm dir eine von den alten Medaillen. Die neue bekommst du zugeschickt“ wird mir zugerufen. „Danke, muss nicht. Ich hab schon alle.“
Epilog
Könnt ihr euch noch an ein wichtiges Detail vom Anfang des Textes erinnern? Den Tee aus der BiMa-Tasse? Ich bin mir ziemlich sicher: Das war der Grund, dass René den Ultra gewonnen hat! Ja, ihr habt richtig gelesen. Der Lümmel ist selbstredend nicht bei 30 Kilometern eingebrochen. Im Gegenteil – das war die Stelle, an der er den Rest der Führungsgruppe stehen gelassen hat. Nächstes Jahr bekommt die Tasse niemand anderes, dann trinke ich selbst draus!
Die folgenden Jungs gehören zwar nicht aufs Podest, sind dort aber dennoch sehr pittoresk anzusehen.
11 Kommentare
Comment by Ron
Ron 25. April 2023
Stark durchgezogen…as always!
Ich hoffe du bekommst das mit dem IGS hin! Alleine Klöße essen am Rennsteig ist auch doof! Sieh zu!
Comment by Martin
Martin 25. April 2023
Witziger Weise sind alle Leiden seit gestern verschwunden. Bewegung tut gut.
Comment by Axel
Axel 26. April 2023
Ein illustrer Beitrag und bei zwischenzeitlichen Verkrampfungen noch ein starkes Finish; herzlichen Glückwunsch
Und danke für das Kompliment.
Ein Jung vom Monoblockstuhl VP.
Comment by Martin
Martin 27. April 2023
Ich habe zu danken, Axel.
Grüße die anderen Jungs lieb von mir!
Comment by Jenny
Jenny 28. April 2023
Herzlichen Glückwunsch und ganz toll geschrieben!!
Das Maskottchen heißt – glaube ich – „Fanny“ und gehört zu „Teuto Run & Fun“ aus Bielefeld.
Comment by Martin
Martin 29. April 2023
Vielen Dank für das Lob und den Hinweis, Jenny!
Ich hab mal auf der Website von Teuto Run & Fun nachgeschaut. Tatsächlich heißt der Frosch „Funny“. Du lagst also fast richtig.
Comment by Jenny
Jenny 29. April 2023
Ich komme ja aus Münster und sehe die von „Teuto Run & Fun“ also regelmäßig
Comment by Andreas
Andreas 8. Mai 2023
Glückwunsch, Martin, mal eben so einen 57km-Ultra mit solchen Steigungen durchlaufen und danach noch einen pittoreksen Schreib-Marathon hinlegen, klasse! Die Geschichte mit dem vorauslaufenden Laufbuddy kommt mir bekannt vor Kluge Entscheidung, dass du da nicht spontan im Übermut hinterhergeprescht bist…
Comment by Martin
Martin 9. Mai 2023
Danke, Andreas.
Dass das Hinterherpreschen keinen Sinn macht, war mir schon klar, als er die ersten Meter von mir weg war. Soviel Erfahrung habe ich dann mittlerweile auch.
Comment by Björn
Björn 10. April 2024
Hi Martin,
hab Deinen Bericht gerade eben erst gelesen und mich auch darin entdeckt
Sehen wir uns nächste Woche wieder? Andres und ich sind auch wieder dabei
Beste Grüße Björn
Comment by Martin
Martin 10. April 2024
Hi Björn, na sieh mal an. Hast du doch noch hergefunden.
Ich bin zwar für den Ultra gemeldet, aber vielleicht schwenke ich auf den Halben rum. Bin gerade etwas lädiert in der Muskelkette. Da weiß ich nicht, ob ich mir das antun soll.