Vielleicht habt ihr es gemerkt. Fast so gerne wie Schuhe teste ich Laufwesten. Warum das so ist, weiß ich selbst nicht so genau. Kann sein, dass es daran liegt, dass es doch einige Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen gibt und somit ein Test nie langweilig wird. Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch. Die perfekte Weste scheint es nicht zu geben. Oder etwa doch?
Schon seit knapp sechs Monaten darf ich die neue Apex Pro Run Vest von CamelBak testen. Als Vorserienmodell erreichte sie mich im September 2023 und hat mittlerweile etliche Testkilometer, einen Trailmarathon und einen Ultratrail hinter sich. Somit dürfte sie das wohl am intensivsten getestete Gadget hier im Blog sein. Auf den Markt kam sie erst Ende Februar, daher durfte ich mir ausgiebig Zeit für diesen Beitrag nehmen.
Obwohl CamelBak eigentlich der Klassiker oder gar Ur-Vater der Laufwesten ist, hatte ich die Marke bisher noch nicht so richtig auf dem Schirm. Das hat sich schlagartig geändert, als ich in einem YouTube-Video die Apex Pro entdeckt habe. Eine robuste Trailweste mit vielen Fächern und einem integriertem Köcher? Das könnte genau das sein, wonach ich schon lange gesucht habe.
First Look & First Run
„Wow. Die macht was her!“ denke ich, wo ich CamelBak Apex Pro aus dem Paket nehme. Das ist augenscheinlich eine eigene Liga in Sachen Qualität. Die hat allerdings auch seinen Preis. Das Maß an Robustheit bezahlt man zudem mit etwas mehr Gewicht auf der Waage. Rund 350 Gramm in meiner Größe M sind nicht gerade wenig.
Als ich die Weste zur Probe anziehe, folgt die nächste Überraschung: Das Gewicht merkt man so rein gar nicht. Vom ersten Eindruck her dürfte das die komfortabelste Weste sein, die ich bisher getragen habe. Und dabei habe ich noch nicht mal irgendwas angepasst. Scheinbar lag ich also bei der Größenwahl richtig. Die Weste gibt es in vier Größen (XS, S, M und L), somit dürfte für jeden ein passendes Exemplar dabei sein.
Wie ihr seht, fängt das ganz gut an. Also vertagen wir das mit dem Begutachten der Details und steigen sofort in den Praxistest ein. Heute ist eh ein Long Run angesagt…
Ich glaub, man erkennt meine Begeisterung. Der erste Eindruck hat nicht getäuscht. Während des ersten Laufs zeigt sich, dass die Apex Pro und ich Freunde werden könnten. Die Weste sitzt tatsächlich 1A – will heißen: Ich hatte noch nie eine Weste, die so wenig „stört“ wie die Apex Pro. Kein Hüpfen, kein Rutschen – nichts. Man schwitzt noch nicht mal übermäßig drunter, da überall, wo sie anliegt, ein großporiges 3D-Meshgewebe für Luftzirkulation sorgt.
Anfangs musste ich die beiden Straps vorne ab und zu wieder festziehen. Das legte sich allerdings nach ein paar Läufen. Vielleicht waren die Fasern des Materials noch zu glatt? Ich weiß es nicht.
Stockeinsatz
Ich muss zugeben, dass mich ein Merkmal der Weste am meisten neugierig gemacht hat: Der integrierte Köcher für die Trailstöcke. So ein Köcher ist jetzt kein Neuland für mich, denn bei meiner alten Salomon-Weste hatte ich den noch für teures Geld hinzugekauft. Bei der Apex Pro ist er im Preis der Weste (UVP 180 EUR) mit drin. Zudem besitzt sie im unteren Bereich der Weste ein Fach speziell für den Köcher, in dem man ihn zusammengerollt verstauen kann. Alternativ dazu kann man ihn auch entfernen und zu Hause lassen. Bei der Befestigung oben an der Schulter hat man die Wahl, ob man ihn rechts oder links tragen möchte.
Wettkampfeinsatz Nr. 1
Ich habe es oben schon erwähnt. Die CamelBak Apex Pro musste im Test vergleichsweise mehr durchmachen, wie manch anderes Gadget hier im Blog. Beim Tunnelweg-Teufelskanzel-Trailmarathon Anfang Februar gab es viele Höhenmeter und wenig Verpflegungspunkte. Also gleich zwei Punkte, bei dem sich die Weste bewähren musste. Gut, dass mit dem Transportieren der Stöcke sollte kein Problem sein. Den Köcher hatte ich schon im Training ausgiebig getestet und wusste daher, dass ich mich darauf verlassen kann.
Wie sieht’s aber aus mit dem Platz für all die Gels, Riegel und für die GoPro? Verbandspäckchen, Taschentücher und eine Rettungsdecke nehme ich bei solchen Aktionen auch gerne mit. Man weiß ja nie. Nun, grundsätzlich hat die CamelBak Apex Pro mit ihren 12 Litern ausreichend Stauraum für all das Zeugs, was man unterwegs braucht. Viele Fächer auf der Frontseite, auch mit Reißverschlüssen (die übrigens eine praktische Schlaufe haben, so dass man auch mit kalten Finger oder Handschuhen kein Problem damit hat), einem Schlüsselhalter und kleineren, inneren Fächern.
Aber, und jetzt kommen wir tatsächlich mal zu einem Kritikpunkt, der sich bei dem Trailmarathon herausgestellt hat: Die Fächer auf der Vorderseite sind ein wenig zu eng. Entweder müssten sie größer sein oder aber dehnfähiger, denn so gestaltet sich das Suchen nach dem Gel als Geduldsprobe, vor allem, wenn neben den Gels noch mehr in einem Fach drin hat.
Neben den vielen Fächern vorn und dem großen Fach hinten gibt es noch einen Stauraum für eine Jacke unterhalb des großen Fachs, welches von beiden Seiten zugänglich ist. Oberhalb ist die CamelBak Apex Pro noch mit einem wasserfesten Fach ausgestattet, in dem man beispielsweise das Handy unterbringen kann.
Ja, und wenn ihr euch fragt, was der Streifen mit dem RECCO-Schriftzug zu bedeuten hat: Hierbei handelt es sich um einen Reflektor, mit dem man bei einem Unfall von Rettungsmannschaften geortet werden kann. Die RECCO-Technologie kommt auf der ganzen Welt zum Einsatz, in Deutschland vor allem in der Alpenregion. Hier bei uns in Nordhessen leider nicht, ich muss daher auf die vorhandene Pfeife vertrauen, die zur Pflichtausrüstung gehört.
Wettkampfeinsatz Nr. 2
Der zweite größere Einsatz, bei dem sich die CamelBak Apex Pro bewähren musste, war der Schlösser- und Burgen-Ultratrail. Auf den 50 km mit über 1.400 Höhenmetern gab es keinen Verpflegungspunkt. Sämtliche Getränke und die Nahrung musste ich also in der Weste unterbringen. Das ist die Gelegenheit, um mal auf die Flasks zu sprechen zu kommen.
Im Lieferumfang der CamelBak Apex Pro sind zwei 0,5-Liter QuickStow-Trinkflaschen. Sie sind am unteren Ende flach und gleiten wirklich super in die Taschen. Das ist bei den bisher getesteten Westen eher nicht der Fall gewesen. Zudem schafft es CamelBak, dass die Flaschen an Ort und Stelle bleiben, wenn der Inhalt abnimmt oder nicht mehr vorhanden ist. Gleich zwei Befestigungsbänder dürften daran nicht so ganz unschuldig sein. Und zu guter Letzt – die Flaschen hüpfen beim Lauf nicht auf und ab. In Summe: Well done!
Da ein Liter Flüssigkeit auf 50 Kilometer etwas wenig ist und ich zudem auf solchen Distanzen gerne einen Zusatz in das Wasser mische, musste noch eine Trinkblase mit ins Gepäck. Ein Fach dafür ist vorhanden, eine Halterung ebenso. Dummerweise hatte ich mich irgendwann mal für dein Kauf einer NoName-Blase aus Jeffs großem Online-Kaufhaus entschieden. Das funktionierte einigermaßen, nur bequem war die im Rücken nicht und die Vorgehensweise, wie ich sie an der Schlaufe des Rucksacks befestigt habe, glich beinahe einer der berühmten Büroklammer-Aktionen von MacGyver. Ohne jetzt näher ins Detail gehen zu wollen.
Für die Zukunft wollte ich daher auf jeden Fall besser aufgestellt sein und habe daher noch mal nett um ein Testmuster des CamelBak Fusion Bladder 2L gebeten. Und siehe da – der passt wirklich optimal und trägt sich auch absolut perfekt in der Weste.
Zugegeben – die Blase ist nicht ganz billig, aber für das Geld bekommt man Qualität, die sich schon haptisch bemerkbar macht. Schon allein der Reißverschluss ist enorm vertrauenserweckend, obwohl ich mir das anfangs nicht vorstellen konnte, dass solch ein Konstrukt wasserdicht sein soll. Die Kunststoffplatte auf der Rückseite der Blase trägt übrigens dazu bei, dass sie immer die gleiche Größe behält – habe ich auch noch nie woanders gesehen.
Mein Fazit zur CamelBak Apex Pro
Nach der nun wirklich längsten Testphase ever heißt es nun zu einem Fazit zu kommen. In dem Fall ist es im Grunde recht einfach. Ihr erfahrt auch, ob CamelBak Apex Pro nun die perfekte Laufweste für mich ist. Wann? Na, jetzt. Oder habt ihr noch einen Werbeblock vermutet? Also: Klares Highlight der CamelBak Apex Pro ist der Tragekomfort bzw. deren Passform – selbst voll beladen mit maximal gefüllter Trinkblase. Da habe ich tatsächlich noch nichts Vergleichbares testen dürfen. Diese Krone hat sie schon mal sicher. Ein weiterer Pluspunkt ist der Köcher, der perfekt mit der Weste harmoniert und ebenso funktioniert.
Nur aus einem Grund erreicht nicht die 100%, aber für 95% sollte es dennoch langen: Wenn die Fronttaschen etwas elastischer oder größer wären, würde das zum vollkommenen Glück reichen. Also, ihr lieben Menschen bei CamelBak – für die Version 2.0, da wisst ihr Bescheid. Ne?
Für die Transparenz
Die CamelBak Apex Pro Weste und der CamelBak Fusion Bladder wurden mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
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