»Same procedure as every year.« Fast so regelmäßig, wie der legendäre Butler James am Silvesterabend über das Tigerfell stolpert, kapituliere ich kurz vor Pipi vor der langen Distanz beim Bilstein Marathon. So kann es nicht weiter gehen, diesmal muss es klappen. Die sozusagen ultramative Herausforderung lautet: Ich will endlich den Ultra knacken!

Alle guten Dinge sind drei

Nach den beiden Teilnahmen in 2016 und 2017 auf der Halbmarathon-Distanz will ich diesmal die 57 Kilometer mit immerhin 1500 Höhenmetern in Angriff nehmen. Das ist zugegebenermaßen ein Brett für so einen alten Sack wie mich. Dennoch gehe ich zuversichtlich an das Projekt heran. Angst wäre verkehrt, Respekt allerdings angemessen.

Alles nur Kopfsache?

Im Grunde ist dieser Ultra für mich auch nicht wesentlich anders wie ein Marathon. Vielleicht gehe ich da noch ein wenig gelassener ran, weil ich keine Zielzeit vor Augen habe. Spaß haben, durchbeißen und irgendwann mal ankommen ist die Devise – und hey, ein Ultramarathon ist schließlich überwiegend Kopfsache, denn nur die ersten Kilometer läuft der Körper.

Auf dem Weg bis ins Ziel werde ich mich von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt hangeln. Ähnlich habe ich mit Jens in der Vorbereitung zum Berlin Marathon 2016 den Nählerkreisel bewältigt. 32 Runden à 1 Kilometer vor der Orangerie in Kassel. So etwas kann man als ein furchtbar langweiliges Training oder aber auch als eine mentale Herausforderung betrachten. Apropos Training…

Trainingsplan – ja oder nein?

Die einzige Frage, die ich mir noch stelle: trainiere ich nach Plan oder nach Gefühl? Vor mir liegt der Trainingsplan aus dem Buch von Hubert Beck. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich mich kaputt mache, wenn ich mich daran halte. Ok, vielleicht sollte ich dann besser auch keinen Ultra laufen, werdet ihr sagen. Mag sein, aber wenn alles nur nach Plan läuft – wo ist dann das Abenteuer?

25 Kommentare

  1. Comment by Alex

    Alex Antworten 12. Januar 2018

    Mein Tipp: Bevor Du einen 08/15 Plan aus einem Buch läufst, mach es mit Gefühl. Bringt mehr und schont die Haxen!
    Hau rein!

    Cheers
    Alex

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 12. Januar 2018

      Ja, Alex. Ich glaube auch eher, das wird ein Gefühlsdingens. Auch wenn ich die Pläne von Hubert Beck nicht als 08/15 Plan bezeichnen würde – aber allein vom Anschauen bekomme ich schon Schmerzen. :hehehe:

      Danke!

  2. Comment by Thorsten von Plotho-Kettner

    Thorsten von Plotho-Kettner Antworten 12. Januar 2018

    Ich habe jetzt 3 Ultras im Sack und werde dieses Jahr die Nummern 4-6 laufen, 50, 65 und 100k. Wie du schreibst, es ist Kopfsache. Ich laufe teils in der Vorbereitung nach Plan, teil ohne Plan. Untyperischerweise meist „kurze Strecken“, im Ultra-Modus bei den organisierten Läufen mache ich es eben so, dass ich hintereinander einige kurze Läufe mache , mal 8 Kurze hintereinander, mal 10, mal mehr :-) Und ich fahre gut damit. 2018 läuft! Und für mich das Wichtigste: Ohne Zwang. Ich laufe Ultras, weil ich es genieße. Und das noch Wichtigere: Ich mache es für mich. Denn ich habe „mich selbst“ nur ein Mal, also gönne ich ihm etwas.

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 12. Januar 2018

      Ich hab mich schon oft gefragt, wie du deine Ultras ohne Vorbereitung schaffst. Damit meine ich die langen Dinger. Aber ich denke, das ist vielleicht gar keine schlechte Idee, bei den langen Läufen sparsam zu sein. Wenn ich mich an die Vorbereitungen zu meinen Marathons zurück erinnere, war ich immer froh, wenn die Tapering Wochen da waren. Das kann’s ja irgendwie auch nicht sein, dass man sich vorher kaputt macht, nur um das eigentliche Event irgendwie erfolgreich über die Bühne zu bekommen. Vielleicht wenn man noch jung ist – aber als alter Sack muss ich das nicht mehr haben. Meine 3:29 werde ich eh nie wieder toppen. Daher meissele ich die jetzt in Stein und laufe Ultra. In der Hoffnung, dass ich damit nicht eine Bauchlandung lande. Aber das wird schon! :)

      • Comment by Thorsten

        Thorsten Antworten 13. Januar 2018

        Ich laufe konstant nun über Jahre, ich weiß, was ich an diesem Tag vorhabe und das ich es umsetze, die Grundlage sitzt, ich kann es abrufen, wenn es nötig ist. Das reicht.

        Habe schon mehrfach die Verwunderung gehört…. auch: Würdest du effektiv darauf trainieren, was wäre dann noch möglich?

        Weiß ich nicht, ich bin mit dem zufrieden, was ich mache, und wie ich es mache. Zeiten sind mir da egal, ich will es genießen, auch wenn es unterwegs nicht immer leicht ist.

        • Comment by Martin

          Martin Antworten 13. Januar 2018

          „Würdest du effektiv darauf trainieren, was wäre dann noch möglich?“

          Das kenn ich. Bin nie Intervalle gelaufen. Das hasse ich. Dabei sind die doch so wichtig. Nun ja…

  3. Comment by ultraistgut

    ultraistgut Antworten 13. Januar 2018

    “ nur die ersten Kilometer läuft der Körper „, wenn das mal kein Irrtum ist !

    Kann nur Alex beipflichten, laufe nach Gefühl, lass dich von anderen nicht beirren, das Wichtigste für einen Ultra ist das solide Fundament, das konstante Laufen über viele Jahre hinweg – dazu kommt der Biss, den du unbedingt benötigst.

    Wenn du vom Anschauen eines Plans schon Schmerzen bekommst, wie ist es erst bei einem Ultra jenseits der 100 Kilometer ?

    Bin NIE nach Plan gelaufen, bin dennoch immer im Ziel GLÜCKLICH und mit mir zufrieden angekommen – nur das zählt – und es schreit, wenn man es richtig macht- nach MEHR ! :cool:

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 13. Januar 2018

      Ich will ja keine 100 km laufen, sondern 57 km. ;)
      Das Fundament ist da, denke ich. In den kommenden Wochen werden die Wochenkilometer noch ein wenig hochgeschraubt, aber 100 in der Woche werden es sicher nicht werden. Dazu fehlt mir die Zeit und auch die Lust. Und wie oben schon erwähnt – Intervalle werde ich auch keine machen.
      Wenn es nicht hinhaut – nun ja, eine Erfahrung mehr im Leben. Falls doch – wo ist der nächste Ultra? :D

  4. Comment by Marcel

    Marcel Antworten 13. Januar 2018

    Na dann sehen wir uns ja…

    Theoretisch können wir im Vorfeld schon mal ein schönes Läufchen zusammen starten?

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 14. Januar 2018

      Theoretisch ja. Wo wohnst du denn?

      • Comment by Marcel Reise

        Marcel Reise Antworten 14. Januar 2018

        Umweit von Eisenach.

        • Comment by Martin

          Martin Antworten 14. Januar 2018

          Wir wollen in Kürze mal den BiMa21 laufen. Ganz locker. Wenn du willst, sage ich dir Bescheid. Bist du bei Facebook?

          • Comment by Marcel Reise

            Marcel Reise 14. Januar 2018

            Ja, wäre ne gute Sache. Die Strecke kenn ich ein Stück. Bin 2 mal den BIMA 42 gelaufen. Ja, Facebook auch….

          • Comment by Martin

            Martin 14. Januar 2018

            Dann lass uns mal vernetzen. Link zu meinem Profil siehe unten in der Fußzeile. ;)

  5. Comment by Oliver

    Oliver Antworten 13. Januar 2018

    Letztes Jahr stand ich für mein kleines Ultra-Debut (in Monschau) vor ähnlichen Fragen und bin das ganze nach einigen Überlegungen dann sehr pragmatisch angegangen: alle Pläne weggeschmissen, drei Monate nach Lust und Laune fast nur noch auf Ausdauer gelaufen, aber dafür 100km die Woche oder mehr, mir war nur wichtig: mindestens einen +35km Lauf/Woche. Dazu Höhenmeter geschrubbt wie ein Irrer (nicht so einfach bei uns) als Vorbereitung auf das Profil was mich erwartet. Und am wichtigsten: locker bleiben, sowohl beim Training als auch bei Rennen. Beim Start war ich mir felsenfest sicher sehr gut vorbereitet zu sein und im Ziel anzukommen, der Lauf selbst war dann einfach klasse (klar schmerzt es irgendwann) und mein sehr lockerer „Zeitplan“ ist aufgegangen.
    Wir sind zwar etwa eine AK (vermute ich), aber jeder tickt anders, mein Rat also: trainier nach Gefühl, aber führ dir vor Augen was du da vorhast. 57km sind keine 42 :-) Viel Spaß! (und der sollte immer im Vordergrund stehen!!)

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 14. Januar 2018

      Ein paar Läufe über 30 bzw. 35 werde ich auch laufen. Ob das jede Woche sein wird, wage ich zu bezweifeln. Mal schauen, wie ich das wegstecke. Und wie schon gesagt – Spaß soll es ja auch machen. Danke!

  6. Comment by Christoph

    Christoph Antworten 14. Januar 2018

    Hallo

    Naja intervalle sind bei der Distanz ja auch nicht entscheidend. Ich würde das nicht ohne Plan machen. Allerdings keinen aus einem Buch, sondern einen personalisierten. Das ist eh besser und kommt deinem persönlichen Vorlieben dann einfach näher. Ich sehe ja, was du bei strava postest und denke, da musst du wirklich noch eine Schippe drauflegen. Auch würde ich 100 km in der Woche nicht als Grenze sehen. Mach, was gefordert wird. Das ist ja auch nur willkürlich gesetzt. Außerdem kann das ja auch im Training sehr motivierend sein, solche Marken zu bewältigen und dir Selbstvertrauen für den Lauf geben. Um dieses Gefühl geht es nämlich. Das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.

    Christoph

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 14. Januar 2018

      Ja, Christoph. Schippe drauf ist klar. Momentan bin ich ja auch nur just for fun unterwegs. Ohne Plan sollte ja auch nicht heißen, dass das so weiter geht, sondern dass ich nicht 1:1 den Plan eines Hubert Becks oder wem auch immer übernehmen will. Samstag oder Sonntag muss ein langer Lauf sein. Das habe ich in den Vorbereitungen zum Marathon auch eingehalten. Und wie du schon richtig sagst, gibt das Selbstvertrauen, wenn man die Dinger ohne Aua über die Bühne bekommt. ;)

  7. Comment by christoph

    christoph Antworten 14. Januar 2018

    hallo

    ich bleibe dabei: einen plan zu haben, den man selber nicht geschrieben hat, hat einige vorteil. man kann sich nicht selbst bescheißen, man greift auf expertenwissen zurück und vor allem externalisiert man die verantwortung udn hat einen externen verstärker. ich fand das alles immer sehr erlösend.

    chrische

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 14. Januar 2018

      Beim Expertenwissen gebe ich dir recht. In meinem Alter trage ich die Verantwortung für mein Training aber zu 100% allein. Aber ich glaub, ich weiß was du meinst.

  8. Comment by Christoph

    Christoph Antworten 14. Januar 2018

    Hallo

    Das hat auch weniger was mit dem Alter zu tun. Natürlich ist das keine Raketenwussenschaft, aber ein guter Plan muss auch erstmal geschrieben werden. Gerade die Gefahr, sich zu unterschätzen und alles wie immer zu machen ist sehr groß. Jemand externes kann da ganz andere Reize setzen und kommst raus aus der Routine. Wie du jetzt schon schreibst, ist dir der Plan, der dir vorliegt schon zu heftig. Warum? Einfach mal loslegen und schauen, was der alte Körper leisten kann. Ich kann da nur von mir sprechen… Ich habe mir nie so viel zugetraut, wie es der trainer getan hat. Am Ende wusste er es besser!!!

    Christoph

  9. Comment by Thomas Leck

    Thomas Leck Antworten 14. Januar 2018

    Hallo Martin

    Wir laufen zur Zeit sonntags ca 25 km
    Start an der Alm oder Steinertsee.
    Steigern wir noch so auf um die 30 in den nächsten Wochen..
    Wir freuen uns über jeden Mitläufer.
    Gruß Thomas

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 14. Januar 2018

      Super. Bin dabei. Außer am 28.1. – da ist Salomon Workshop.

  10. Comment by Klaus Werner

    Klaus Werner Antworten 27. März 2018

    Danke für den Beitrag.

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