Wenn ich eins nicht vergessen werde, dann ist es der Blick der Holden, als ich von meiner Einsaurunde nach Hause gekommen bin. Wie man freiwillig wie ein Wildschwein durch den Wald pflügt, ist ihr anscheinend ein Rätsel. Aber hey, das hat wirklich Spaß gemacht. Ihr werdet sehen…
First Look: inov-8 Mudclaw G 260 V2
Schaut nochmal gut hin. So sauber präsentiere ich euch die „Schlammklaue“ nur zu Beginn des Berichts. Der Mudclaw G 260 V2 von inov-8 ist nämlich ein Schuh, der artgerecht getestet und anschließend gehalten werden will. Seinen Auslauf präferiert er auf erdigen Böden mit möglichst hohem Feuchtegehalt. Oder weniger geschwollen ausgedrückt: Matsch und Schlamm ist sein Revier. Er ist somit der perfekte Begleiter auf OCRs und Hindernisläufen. Oder einfach, um auf matschigen Waldwegen ein wenig Spaß zu haben.
Schon auf den ersten Blick weiß der inov-8 Mudclaw G 260 V2 zu beeindrucken. Seine 8 mm langen Stollen sind beinahe furchteinflößend. Mit dem Update auf die Version 2 (V2) hat der Mudclaw im Vergleich zur vorherigen Version zudem noch eine ordentliche extra Portion Rundumschutz spendiert bekommen.
Normalerweise signalisiert die Modellbezeichnung bei inov-8 das Gewicht des Schuhs. Die Tatsache, dass die Größe 44 mehr wiegt als die 260 Gramm, die dem Schuh seinen Namen geben, gilt für alle Modelle: Die Zahl wird aus dem Durchschnitt der Größen berechnet. Vom Durchschnitt ist mein Exemplar weit entfernt. Die Küchenwaage zeigt 330 Gramm an. Ich denke mal, daran ist die zusätzliche Gummierung rund um den Vorfuß- und Zehenbereich nicht ganz unschuldig.
Sicherlich muss ich nicht extra erwähnen, dass das kein Door-To-Trail-Schuh ist. Mit derlei Stollen verbietet sich ein Laufen auf Asphalt. Ich sag nur: Artgerechte Haltung! In der Natur sind sie jedoch in ihrem Element. Die Gummimischung mit dem mittlerweile üblichen Graphenanteil ist relativ weich, so dass die Stollen beinahe wie Saugnäpfe fungieren und die Sohle selbst wunderbar flexibel ist. Nur 4,5 mm unter dem Vorfuß und 8,5 mmm unter der Ferse – die Mittelsohle trägt dazu bei, dass man trotz der hohen Stollen ein sehr gutes Feedback über die Bodenbeschaffenheit bekommt.
Der inov-8 Mudclaw G 260 V2 ist übrigens ein Kandidat mit dem Fitscale 1. Heißt nichts anderes als: Hey, der sitzt schmal am Fuß. Muss er aber auch, denn gerade bei dem Einsatzgebiet sollte man einen ordentlichen Halt im Schuh haben.
Der inov-8 Mudclaw G 260 V2 in der Praxis
Na gut. Ich gebe es zu. Ich habe mich anfangs auch geziert, das schwarz-grüne Prachtstück gleich beim ersten Lauf unkenntlich zu machen. Dazu war glücklicherweise dank der „Russenpeitsche“ formerly known as Winter auch gar keine Möglichkeit.
Und so kam es, dass der erste Test im Schnee stattfand. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass ich jemals solche Testbedingungen hatte. Die Überraschung ist jetzt eher auf niedrigem Niveau: Für den Mudclaw ist das weiße Zeugs keine Herausforderung. Ich bin selten so entspannt auf Schnee unterwegs gewesen, wie mit diesem Schuh.
Artgerechtes Testen
Was bleibt, wenn der Schnee geschmolzen ist? Yeah, richtig. Matsch. Insofern hätte der Testzeitraum nicht passender fallen können. Mein Lieblingstrail besteht meist ohnehin schon aus außergewöhnlich viel schlammigen Passagen, aber derzeit ist der Matsch noch matschiger. Beste Voraussetzungen, um wie ein Erdferkel nach Hause zu kommen.
Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr noch nie durch Pfützen gelaufen seid – also richtige Pfützen, nicht die auf Teer: Nach der ersten Pfütze sind die Füße nass, insofern kommt es auf alle weiteren auch nicht mehr an. Also los, durch – das macht Spaß!
Außerdem muss man den Schlamm, den man sich auf der restlichen Strecke „angeeignet“ hat, irgendwie wieder von den Füßen bekommen. Da bietet sich das feuchte Nass doch regelrecht an.
Ihr merkt schon. Bis hierhin ist das ein ziemlich ungewöhnlicher Schuhtest. Nun ja, ist ja auch ein ungewöhnlicher Schuh. Der Mudclaw G 260 V2 von inov-8 ist eher ein Nischenprodukt mit einem begrenzten Einsatzraum. Dort agiert er aber perfekt. Egal wie matschig und rutschig es war – der Mudclaw macht seinem Namen alle Ehre und krallt sich durch’s Gelände. Sollte man wirklich aus der Spur geraten, so liegt es womöglich am mangelnden Geschick und weniger am Schuh.
Mein Fazit zum inov-8 Mudclaw G 260 V2
Ihr habt das sicherlich schon zwischen den Zeilen lesen können: Selten hat ein Schuhtest so viel Spaß gemacht, wie der des inov-8 Mudclaw G 260 V2. Leider gab es unterwegs keine Zeugen, die bestätigen können, wie ich vor Freude jauchzend durch die Pfützen gebrettert bin. Aber ich denke, die Bilder dokumentieren es. Ein paar Gamaschen wären vielleicht nicht verkehrt gewesen – eine Befestigungsmöglichkeit hat der Schuh ja. So musste ich nach dem Lauf erst mal den Schlamm aus dem Schuh kippen. Die Socken haben den Dreck auch nicht überlebt, aber egal – das war’s wert.
Ich freue mich schon auf den nächsten Dauerregen. Dann geht’s ab auf den Lieblingstrail und die mittlerweile gereinigten Mudclaws werden wieder artgerecht eingesaut.
Für die Transparenz
Der inov-8 Mudclaw G 260 V2 wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
3 Kommentare
Comment by Thomas
Thomas 4. März 2021
Hmm… so langsam brauche ich wohl doch mal einen Inov8-Schuh. Muss ich nur noch große Pfützen finden – und jemanden, der mich anschließend nach hause fährt.
Comment by Martin
Martin 4. März 2021
Wieso? Bist du danach so im Eimer, dass du nicht mehr selber fahren kannst?
Comment by Thomas
Thomas 4. März 2021
Ich wollte nur so matschig nicht in mein eigens Auto steigen…