Da steht er nun in seinem neuen Kleidchen. Lila schützt vor Schwangerschaft, so sagt man. Ich glaub, das ist in dem Kontext zwar irrelevant, aber vielleicht hilft es ja auch gegen Löcher im Schuh. Wir werden sehen…
Auf diesen Schuh war ich mächtig gespannt. Welche Revolution wird Salomon wohl für das missglückte Upper des S/LAB Ultra 2 bringen? Nicht mal einen Ultra hat der Ultra gehalten, und schon hatte der rote Schönling ein Loch über dem Zeh.
In der Tat war das Kleidchen des Topmodells lediglich optisch gelungen. Ich war nicht der Einzige, der mit der Haltbarkeit ein Problem hatte. Glücklicherweise zeigte sich Salomon extrem kulant. Die Schuhe wurden anstandslos getauscht. Insofern war die Sache zwar ärgerlich, aber auch keine Katastrophe.
Genauso radikal, wie Salomon das Konstrukt des Sense Pro 3 geändert hat, ist man auch beim Nachfolger des S/LAB Ultra 2 vorgegangen. Nachdem der Sense 4 /Pro nun mit einem nahezu vollumfänglichen hydrophoben Netz ausgestattet ist, kommt der neue Salomon S/LAB Ultra 3 nun ebenso daher. Die Lamellen sind entgültig Geschichte. Um es mal vorweg zu nehmen – ich vermisse sie nicht.
First Look: Der Salomon S/LAB Ultra 3
Wisst ihr, was ich bei der S/LAB Serie am besten finde? Sie nimmt mir die Entscheidung ab, welche Farbkombi es denn sein soll. Ganz einfach, weil es nur eine Variante gibt. Sowohl für die Mädels als auch für die Jungs. In dem Fall hier: Maverick. Maverick? Wenn ihr mich fragt, ist das Aubergine. Nun ja. Egal, immerhin etwas Rot gibt es noch dazu. Muss so – bei S/LAB.
Okay. Spaß beiseite. Ist natürlich nicht das Wichtigste, aber mit irgendetwas muss ich ja anfangen. Apropos anfangen – der S/LAB Ultra und der Ultra 2 hatten ja diesen rot-mavericken Farbverlauf, der das Szenario eines Ultras widerspiegeln sollte. Am Anfang noch voller Energie (rot), bis hin zur völligen Erschöpfung am Ende des Rennens (maverick). Was soll mir das neue Design jetzt also sagen? Sind wir jetzt nur noch erschöpft? Ihr merkt schon, dass ich nicht den nötigen Ernst in den Bericht bekomme. Okay, ich gebe mir fortan Mühe. Versprochen.
Neben dem neuen Upper fällt noch etwas besonders ins Auge. Wie schon der S/LAB Sense 8 hat nun auch der S/LAB Ultra 3 diesen sockenartigen Einstieg, der das Eindringen von Steinchen und Schmutz verhindern und somit Gamaschen überflüssig machen soll. Wie es bei solchen Sockenkonstruktionen üblich ist, darf die Zunge mit ihr eine Einheit bilden. Die Quicklace-Tasche ist zudem auch mit an Bord des Teams.
Außerordentlich großzügig ist die Breite der Schnürung geraten. Bei der ersten Anprobe nimmt sie fast die komplette Breite des Spanns ein. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen, vom S/LAB Sense Ultra von 2017 bis hin zum Ultra 2 aus dem Jahr 2019 ist das ein wahrer Quantensprung. Hier ist offensichtlich viel Spielraum für unterschiedlich breite Füße vorhanden. Später dazu noch ein paar Worte im Praxistest.
Schluss mit Experimenten war hingegen bei der Außen- und der Zwischensohle. Hier konnte ich im Vergleich zum Vorgänger keinen Unterschied feststellen. Tollkühn behaupte ich mal, dass es auch keinen gibt: Noch immer werkelt hier das Gespann Contagrip TA und Energy Save.
Somit wären wir bei der ersten Begutachtung am Ende angelangt. Ach halt – einen habe ich noch. Schaut mal, wie fein die Mannschaft hier beieinandersteht. Da fehlt allerdings einer: Der S/LAB Ultra von 2018. Der weilt nicht mehr unter uns. Zumindest nicht in meinem Regal…
Der Salomon S/LAB Ultra 3 im Praxistest
Ehrlich gesagt hätte ich nicht vermutet, dass die von Salomon die Passform des Vorgängers so eklatant verbessern können. Ihr kennt sicher die Beschreibung sockenähnlich. Hier müsste es beinahe sockengleich heißen. Okay, man muss sich ein wenig Mühe beim Anziehen geben, aber ist der Fuß einmal im Schuh, ist der Sitz perfekt. Theoretisch könnte man loslaufen, ohne dass man die Quicklaces zuzieht. Damit ergibt es sich, dass man den Ultra 3 wirklich nach Bedarf schnüren kann. Eher eng auf technischen Trails oder aber weit geschnürt für lange Läufe auf dem Forstweg.
Ziemlich froh bin ich auch über das neue hydrophobe Mesh. Dessen hervorgehobene Eigenschaft ist es ja besonders wasserabweisend zu sein. Kann ich durchaus bestätigen. Pfützen mag ich besonders. Mit dem Schuh noch viel mehr. Klar, das ist kein GTX Schuh. Allerdings braucht den meiner Meinung nach eh kein anständiger Trailläufer. Ein nasser Fuß trocknet auch irgendwann wieder. Je nach Intensität der Bewegung umso schneller.
Das Mesh, welches ohnehin schon strapazierfähiger ist, als das vorherige Obermatrial, hat im Zehenbereich einen ausreichenden Schutz spendiert bekommen. Eine Polsterung im Bereich unterhalb des Knöchels, wie sie der S/LAB Sense 8 besitzt, hat der Ultra 3 nicht zu bieten. Aber irgendwo muss ja auch ein Verbesserungspotential für den Nachfolger sein – KVP und so. Summa summarum: Insgesamt ist die Protektion also durchaus als angemessen, aber nicht als besonders üppig zu bezeichnen.
Wie oben schon erwähnt, hat sich beim Ultra 3 im Sohlenbereich keine Änderung ergeben. Hört sich abwertend an, ist aber nicht so gemeint. Die Dämpfung ist perfekt, der Grip der Profiltiefe angemessen. Für glitschige und matschige Trails gibt es sicher bessere Kandidaten, aber da erzähle ich wahrscheinlich nichts Neues. Der Ultra 3 ist nun mal kein Cross-Schuh, sondern ein Exemplar, womit man auch nach 50 km noch ohne zu fluchen drin laufen kann.
Mein Fazit zum Salomon S/LAB Ultra 3
Habt ihr euch auch schon mal die Frage gestellt, welchen Schuh ihr wählen würdet, wenn es nur ein Exemplar euer Eigen nennen dürftet? Bis vor Kurzem wäre es noch der Salomon Sense 4 /Pro gewesen, aber nun bin ich mir ziemlich sicher, dass fortan der Salomon S/LAB Ultra 3 den Platzhirsch mimt.
Glücklicherweise ist nun das Haltbarkeitsdefizit des Vorgängers Geschichte. Nach rund 140 Kilometern in teilweise ruppigem Gelände sieht der S/LAB Ultra 3 nach regelmäßiger Säuberung immer noch aus wie frisch über die Ladentheke gewandert.
Die Dämpfung ist tadellos und steckt alles weg, und in Sachen Bequemlichkeit und somit letztendlich auch Ultratauglichkeit macht der Schuh so schnell kaum einem anderen etwas vor. Von daher sage ich nur: Prädikat Coole Socke!
Für die Transparenz
Der Salomon S/LAB Ultra 3 wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
6 Kommentare
Comment by Thomas
Thomas 13. November 2020
Hi Martin, ich mache mich gerade mit dem Sense 4 / Pro vertraut und finde ihn absolut genial. Vielleicht der beste Trailschuh, den ich je gelaufen bin. Und Du meinst der Ultra 3 legt da nochmal eine Schippe drauf…?!
Comment by Martin
Martin 14. November 2020
Hi Thomas. Das kommt natürlich stark darauf an, welche Distanzen man damit laufen möchte. Mit Sense 4 /Pro bin ich, wenn ich mich richtig erinnere, maximal 25 km gelaufen. Das ging auch. Er hat halt nicht soviel Dämpfung im hinteren Bereich. Genau die ist aber wichtig, wenn es mal länger wird. Da tendiere ich, wie auch viele andere, dann doch mehr mit der Ferse aufzukommen. Und ja: Weiter geschnitten ist auch.
Comment by David Maciejewski
David Maciejewski 15. November 2020
Ich bin mit dem Sense 4 Pro auch extrem zufrieden und auch schon zwei drei Marathons gelaufen. Perfekt angelegtes Geld.
Comment by Martin
Martin 15. November 2020
Tja, was soll ich da als buntbekannter Salomon-Fanboy anderes sagen als: Jeder Schuh der Marke ist perfekt angelegtes Geld. Naja, beinahe. Zumindest die, die ich bisher getestet habe.
Comment by Lukas
Lukas 12. Mai 2023
Hallo Marten,
bin immer den Salomon Sense pro als 2, 3 und 4 gelaufen. Ein top Laufschuh. Gibt es diesen Schuh überhaupt nicht mehr? Denn es war auch ein recht günstiger Schuh.
Comment by Martin
Martin 12. Mai 2023
Nee, den gibt es nicht mehr. Am ehesten kommt ihm der S/LAB Pulsar 2 nahe, aber der kostet auch etwas mehr.