Kann man die Charakteristik eines Rennschuhs in einen Trainingsschuh packen? Und womöglich diesen Trainingsschuh dann auch als Rennschuh nutzen? Die Fragen, die ich mir hier stelle, hören sich zugegeben ziemlich suspekt an und sind womöglich auch des Umstands geschuldet, dass es mir nicht unbedingt an zu wenig Auswahl im Schuhregal mangelt.
Wie dem auch sei. So ganz sicher bin ich mir nicht, ob selbst Salomon da eine Antwort darauf hat. Immerhin haben sie vor noch nicht allzu langer Zeit mit dem S/LAB Spectur einen sogenannten Superschuh auf den Markt gebracht, der allerdings nicht für die Elite, sondern für den ambitionierten Freizeitläufer gedacht ist, der den Marathon oberhalb von 3:00 Stunden finishen möchte. Elitär bleibt jedoch der Preis: Hier liegen wir immer noch jenseits der 200 EUR Schallmauer. Und nun kommt dieser Schuh ins Spiel…
First Look: Der Salomon Spectur 2
Ja, da schau her. Er könnte der farbenfrohe Zwilling oder aber auch ein anderes „Colourway“ sein, wie man neuerdings sagt. Das ist er aber nicht. Der Salomon Spectur 2 soll der für alle zugängliche superschnelle Trainingsschuh sein. So steht es zumindest auf der Website von Salomon geschrieben. Das „für alle“ interpretiere ich so, dass auch diejenigen mit einem schmaleren Budget (man spart um die 40 EUR) möglichst viel Technologie geliefert bekommen. Statt Carbon darf es dann eben eine Glasfaser im Sohlenkonstrukt sein. Aber dazu gleich mehr.
Normalerweise sind die modernen Wettkampfschuhe nicht für Fersenläufer geeignet, schon allein wegen ihres weichem Schaums, der den Fersenbereich instabil macht. Die Fersenpartie vom Spectur 2 ist sehr speziell, weit herausgezogen und mit einer Einkerbung versehen. Eine seitlich hochgezogene Platte, deren Ursprung die durchgehende Glasfaserplatte der Sohle ist, fungiert als Rahmen und sorgt für eine zusätzliche Stabilisierung und eine gute Führung. Das macht sich vor allem in Kurven und Unebenheiten bemerkbar.
Beim Zwischensohlenmaterial wurde beim Volumen nicht gespart. Die Sohlendicke beträgt am Vorfuß 30,5mm und an der Ferse 38,5mm. Somit ergeben sich 8 mm Sprengung. Allerdings muss man auf das reaktivere Material Energy FOAM+ des S/LAB- Modells verzichten und mit dem „normalen“ Energy-Foam vorliebnehmen. Zudem ist das Obermaterial etwas fester. All das macht sich nicht sonderlich auf der Waage bemerkbar. Der Schuh wiegt nur 15 Gramm mehr als die S/LAB-Variante. In meiner Größe 44 bringt er 265 Gramm auf die Waage.
Der Salomon Spectur 2 im Praxistest
Gleich vorweg: Nicht dass ihr glaubt, ich bin mit dem Salomon Spectur 2 nur am Strand rumgerannt – nein dafür ist er definitiv zu schade. Allerdings gab es da die schönsten Bilder. Und was tut man nicht alles für einen ansehnlichen Testbericht. Das Auge läuft schließlich mit.
Tatsächlich (darf man das Wort eigentlich noch verwenden, seitdem es so inflationär genutzt wird?) begleitet mich der Spectur 2 auf allen Trainingseinheiten, die etwas schneller geplant sind. Dank der Rockergeometrie rollt der Schuh sehr gut ab und lässt mich mehr auf dem Vorfuß laufen als eigentlich üblich. Das kenne ich in der Tat nur von einigen wenigen Carbontretern, die ich bisher gelaufen bin. Dem Spectur 2 muss man allerdings eine verbesserte Stabilität auf die Habenseite schreiben, was bei den Carbonschuhen wirklich nicht immer der Fall ist.
Mein Fazit zum Salomon Spectur 2
Der Salomon Spectur 2 richtet sich an eine breite Zielgruppe. Er eignet sich nicht nur für Wettkämpfe, sondern auch für Tempo(dauer)läufe oder Intervalle. Bei ihm zeigt sich: Es muss wirklich nicht immer der teure Carbonschuh sein.
Ende September steht bei mir die Halbmarathon-Distanz beim Kassel Marathon auf dem Programm. Der Salomon Spectur 2 drängelt sich tatsächlich (haha!) gerade unter die Favoriten für diesen Lauf. Ob er das Rennen macht? (Update: Ja, macht er!)
Für die Transparenz
Der Salomon Spectur 2 wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
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