Kinners, was war das ein Sommer. Darüber, ob man nun die wochenlange Hitze als herrliches Wetter betrachtet oder auch nicht, kann man sicherlich streiten. Doch in eimem Punkt sind wir uns garantiert einig: Zu einem richtigen Sommer gehören Sandalen. Allerdings ohne Socken.

»Ach, du bist doch der, der immer mit diesen Sandalen rumrennt!« Wenn du so vom Veranstalter des Bergtrails begrüßt wirst, dann ahnst du, dass sich das, was uns Christopher McDougall einst in „Born To Run“ näherbringen wollte, in der breiten Masse noch immer nicht durchgesetzt hat.

Wie schon bei meinen ersten Ausflügen in die Welt der Schluppen komme ich mir noch immer wie ein Exot vor, wenn ich derart leichtfüßig unterwegs bin. Dabei treffe ich immer wieder auf Sandalen Fans: Sogar auf dem Rennsteig hatte ich bei Kilometer 50 ein Wiedersehen mit einem Läufer, der gerade dabei war, die insgesamt knapp 74 Kilometer in den Shamma Sandals Mountain Goats zu rennen. Alle Achtung!

Womit wir auch den perfekten Einstieg gefunden haben. Nein, ich werde sicher keinen Ultra in Sandalen rennen. Nicht jetzt und auch nicht zukünftig. Aber mal wieder frische Luft an die Zehen lassen und ein wenig Barfußfeeling beim Laufen zu spüren – da hatte ich schon Bock zu. Und genau aus dem Grund habe ich bei goFree Concepts mal lieb nach einem Testexemplar der Shamma Sandals Warriors Maximus gefragt. Dass da zunächst die dünnere Shamma Sandals Warriors bei mir gelandet ist, geht auf meine mangelhafte Kommunikationsfähigkeit. Ist aber nicht weiter schlimm – ich habe mir dann noch eine Maximus hinterherbestellt, und so können wir hier auch gleich auf die Unterschiede eingehen.

Apropos Unterschied: Ein nicht unwesentlicher Punkt, welcher mich zu diesem Test bewegt hat, war meine bisherige Erfahrung mit den LunaSandals. Von der Marke hatte ich sowohl die Leadville Pacer, als auch die Venado in Gebrauch. Letztere findet sogar ab und zu noch immer mal einen Einsatzzweck. Da scheinbar viele Fans der LunaSandals mittlerweile ins Shamma-Lager gewechselt sind, war ich neugierig, ob der Hype gerechtfertigt ist. Schauen wir also mal…

Shamma Sandals Warriors

Shamma Sandals

Die Warriors von Shamma Sandals sind mit ihrer gerade einmal 5 mm dicken Sohle nicht unbedingt die Einsteigersandale schlechthin. Es sei denn, man kommt direkt vom Barfußlauf. Und damit meine ich nicht irgendwelche Schuhe, die mitunter gerne im Natural Running Segment als Barfußlaufschuhe verkauft werden, sondern wirklich den nackten Fuß.

Die extrem flexible Vibram® Newflex Sohle der Shamma Sandals Warriors hat ein durchgängiges geländetaugliches Profil. Die Beschreibung „geländetauglich“ ist hier allerdings mit Vorsicht zu genießen. Man sollte nicht wie eine Mimose über Stock und Stein laufen, denn sowohl Stock als auch Stein merkt man spürbar. Für die Waldautobahn ist die Warriors nicht unbedingt geeignet – schon gar nicht, wenn die Försterei im Frühjahr die Wege neu geschottert hat. Ein wahres Vergnügen ist Warriors hingegen auf „weichem Geläuf“. Dünenwege, Wiesen und Waldboden erlebt man mit der Sandale beinahe pur. Das macht richtig Spaß.

Im Laufe der Zeit passt sich die Sohle der Fußform immer mehr an, so dass Sandale und Fuß beinahe eine Einheit bilden. Das Ultra Lacing System von Shamma Sandals hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. Während ich damals bei den LunaSandals ewig die Riemen verstellen musste, bis die Sandale richtig gepasst hat, ist es mir bei den Shammas dank den Klettverschlüssen beinahe auf Anhieb gelungen. Und falls es mal nicht gleich passt oder unterwegs doch mal Bedarf an mehr oder weniger Halt besteht, hält man einfach an und verstellt den Riemen an der Ferse oder auf dem Fußrücken mal eben. Perfekt!

Shamma Sandals Warriors Maximus

Shamma Sandals

Wie oben schon erwähnt, war der Test der Warriors zunächst gar nicht beabsichtigt. Eigentlich wollte ich die Warriors Maximus testen. Vielleicht werdet ihr sagen: „Hey, die zwei Millimeter mehr machen doch nicht viel aus“, aber da muss ich mahnend den Zeigefinger heben. Wir reden hier aber nicht über vollgedämpfte HOKAs, bei denen ein paar Millimeter mehr oder weniger nicht auffallen, sondern über eine Sandale. Da merkt man das sehr wohl. Die Shamma Sandals Warriors Maximus ist zwar kein Komfortwunder, wie die Mountain Goats, doch bietet sie spürbar mehr Schutz gegen kleine fiese Steine und spitze Äste, ohne großartig auf Flexibilität verzichten zu müssen.

Laufen in Schluppen: Praxistest und Tipps

Shamma Sandals

Bevor wir jetzt endlich ins Eingemachte gehen und zum Praxistest kommen, muss ich daran erinnern, dass das Laufen in Sandalen für mich nichts Neues ist. Wobei das jetzt nicht heißt, dass ich einen Großteil meiner Jahreskilometer damit herumrenne. Eher im Gegenteil. „Trainingsakzente setzen“ würde man es professionell formulieren, ich nenne es einfach „Bock auf was anderes“.

An einem Tag, wo ich die Schluppen aus dem Regal nehme, kann es durchaus sein, dass ich damit spontan zehn Kilometer renne. Es kann aber auch sein, dass ich nach zwei Kilometern wieder umdrehe und die Dinger in die Ecke pfeffere.

Shamma Sandals

Das mit den zehn Kilometern vergesst ihr besser gleich wieder, falls ihr vorhabt, auch mal einen Versuch in Sandalen zu starten. Da kann ich nur den Karl Lauterbach mimen und zur äußersten Vorsicht raten: „Das ist brandgefährlich! *mimimi*“ Versucht es erstmal mit einem langsamen und kurzen Lauf um den Block. Vor allem, wenn ihr bisher Schuhe mit viel Dämpfung und Sprengung im Gebrauch hattet, wird eure Wade euch dafür ächten, dass ihr nicht auf mich gehört habt.

Ob ihr jetzt nun zur Shamma Sandals Warriors oder zur Warriors Maximus greifen solltet, solltet ihr von euren Erfahrungen und Vorlieben abhängig machen. Porzellankisten-technisch würde ich mit der Warriors Maximus starten. Da macht man nicht viel verkehrt.

Shamma Sandals

Ich hatte zunächst nur die Warriors im Einsatz. Nach den ersten Bekanntschaften mit spitzen Steinen habe ich dann entweder meine Strecke umgeplant oder bin wirklich wie auf rohen Eiern durch unwegsames Gelände gelaufen. Für die Warriors spricht jedoch eindeutig: Das ist Fußgymnastik pur. Mit wohl kaum einer anderen Sandale trainiert man seine Fußmuskulatur besser als mit diesem Exemplar.

Etwas weniger Gedanken über die Bodenbeschaffenheit muss man sich mit der Warriors Maximus machen. Spaß haben kann man mit beiden Varianten – mit mehr oder weniger „Gefühl“. Nein, keine Angst. Hier werden keine weiteren Vergleiche gezogen.

Und noch eine Antwort auf eine Frage, die stets gestellt wird, wenn man laufend in Sandalen angetroffen wird: Nein, der Steg zwischen den Zehen tut nicht weh. Spätesten nach zwei, drei Läufen merkt man ihn nicht mehr.

Mein Fazit zu den Shamma Sandals Warriors und Warriors Maximus

Bevor wir zum Fazit kommen, muss ich am Ende des Berichts gestehen, dass der YouTube-Channel von Emanuel Bohlander einen nicht unwesentlichen Anteil an der Idee mit der erneuten Schluppentesterei hat. Da müsst ihr, sofern nicht schon längst geschehen, unbedingt mal reinschauen. Das ist einfach grandios, wie er die Freilauferei auf humorvolle und sympathische Weise rüberbringt. Da kann man einfach nicht anders, als zur Sandale zu greifen.

Shamma Sandals

Wie oben schon erwähnt, werde ich auch weiterhin meine Runden in Schuhen drehen. Wäre ja auch furchtbar – was sollte ich sonst demnächst testen? So groß ist das Angebot an Sandalen nun auch nicht. Okay, Spaß beiseite. Aber wie ihr schon gelesen habt, tut etwas frische Luft und ein wenig Muskulaturtraining den Füßen ganz gut. Man muss es ja nicht übertreiben. Die Shamma Sandals bieten sich dafür uneingeschränkt an. Ob ihr nun zur Warriors, zur Warriors Maximus oder zur Mountain Goat greift, dürfte Geschmackssache sein. Vielleicht konnte ich euch bei der Auswahl ein wenig helfen. Oder ihr lasst euch einfach von goFree Concepts beraten.

 

Für die Transparenz

Die Shamma Sandals Warriors wurde mir für diesen Test von goFree Concepts kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.

3 Kommentare

  1. Comment by Oliver

    Oliver Antworten 20. September 2022

    Was soll ich sagen ausser, gute Entscheidung :-) Ich hab mich mit Rennsandalen früher immer superschwer getan, irgendwas war da immer falsch dran, egal welche Marke. Fersenriemen rutscht, schlechte Sohle, schubbernde Stellen, … bis ich Shammas versucht hab. Und seit dem, nunja, mit den Dingern geht für mich jede Distanz, grade seit den beiden Ultras dieses Jahr bin ich mehr als begeistert. Vorausgesetzt natürlich man ist bereits „Minimal-erfahren“, ansonsten Lauterbach mit Ausrufezeichen.
    Ich laufe übrigens auf Asphalt die Chargers am liebsten, ansonsten die erwähnten Warriors Maximus.
    Viel Spaß mit den Dingern, es lohnt sich!

    • Comment by Martin

      Martin Antworten 21. September 2022

      Danke, Oliver. Spaß machen die Dinger auf jeden Fall.
      Meine alten Lunas haben ja auch Straßenprofil (nee, eigentlich gar kein Profil). Die Pacer mit Profil habe ich nicht mehr, von daher war’s mit Läufen abseits der Straße immer etwas tricky. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich die Shammas wohl gar nicht ausprobiert.

  2. PINGBACK › Twistesee Advents-Ultramarathon 2022 - runomatic

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