Irgendwann hatte ich mal den Vorsatz gefasst, dass ein Marathon pro Saison genug sei. Nachdem ich letztes Jahr vom Pech verfolgt war, lief es in diesem Jahr wie geschnitten Brot mit der Rennerei. Ultra im Mai, Marathon im September. Also bereits locker über dem Soll, könnte man behaupten. Doch genug ist nicht genug…
Keine Ahnung, was mich da geritten hat. Vielleicht lag es an der globalen Erderwärmung, dass ein Marathon Anfang Dezember nicht ganz so abschreckend auf mich gewirkt hat, als er das vor ein paar Jahren noch getan hätte. Oder aber es war der Übermut. Meine beiden Laufbuddies, Thomas und Walter, gingen zumindest wie selbstverständlich davon aus, dass ich mit am Start stehe. Hey, was will man da machen?
A man’s gotta do what a man’s gotta do
Wenn dann auf der Teilnehmerliste noch weitere nette Menschen zu finden sind, wie der Max, der (Sch)Udo und der Martin, mit dem ich den BiMa gewuppt habe – da müsste ich ja bescheuert sein, wenn ich mich nicht der Herausforderung gestellt hätte. Der Twistesee Adventsmarathon 2018 mit ca. 600 Höhenmetern, sozusagen als Jahresabschluss, stand an.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so wenig vorbereitet bei einem Marathon teilgenommen habe. Okay, vielleicht kann man den ein oder anderen langen Lauf auf der Habenseite verbuchen, aber strukturiertes Training – womöglich noch mit Plan – sieht dann doch ein wenig anders aus. Aber wenn’s so beim Nachtlauf geklappt hat, warum nicht auch hier?
Apropos strukturiert. Vielleicht merkt ihr gerade selber, dass ich mit dem Bericht hier nicht so richtig in den Quark komme. Ist ehrlich gesagt auch gar nicht meine Absicht. Hehehe. Sinn und Zweck ist eigentlich nur der Test, wie Bilder in Schwarzweiß bei mir im Blog aussehen. Quatsch, kleiner Scherz. Eine minuziöse Abhandlung des Laufs werdet ihr dennoch nicht zu lesen bekommen. Aber was in der zweiten Hälfte des Marathons so passiert ist, das will ich dann eben doch mal erzählen.
Da fing das Elend nämlich an. Hätte ja auch alles so schön sein können. Thomas, Walter und meine Wenigkeit waren bis dahin gut unterwegs. Thomas behauptete gar, dass wir zu gut – sprich zu schnell – die Berge hoch und runter asteten. Kann gut sein, denn den Halbmarahon hatten wir in 1:55h hinter uns gebracht. Dafür, dass wir nur mal eben locker und gemütlich an dem Event teilnehmen wollten, war das dann doch recht sportlich.
Der dicke Knöchel von Thomas machte aus unserem Dreamteam dann bei KM 24 ein Duo. Walter und ich setzten uns ab, und Thomas hoffte, dass er das Rennen noch langsamer laufend zu Ende bringen kann. Unschön, aber shit happens.
Apropos shit. Jetzt kommen wir zu dem, was mir den restlichen Lauf vermasselt hat. Meine eigene Blödheit. Und die eigene Faulheit.
Stupid is as stupid does
Zuerst die Blödheit. Warmer Tee schmeckt ja ganz gut, vor allem bei einem langen Lauf bei einstelligen Temperaturen. Allerdings scheint es keine Idee zu sein, dazu Salztabletten einzunehmen. Meinte zumindest mein Magen wenige Kilometer später. Mich überkommt der leise Verdacht, dass meine Übelkeit beim Kassel Marathon dann wohl doch nicht von dem Gel verursacht worden ist, sondern von der Kombi Salz und Süß. Vielleicht kann jemand von euch eine ähnliche Erfahrung zu Besten geben? Was erschwerend zu meiner Doofheit hinzu kommt: ich hatte Tailwind in meinen Flasks, ein Produkt, mit dem ich eigentlich prima klarkomme. Dennoch habe ich zum Tee gegriffen. Tja, das kann man schon so machen, dann isses aber … ihr wisst schon. Machen wir es kurz: statt Walter begleitete mich ab Kilometer 35 ein Kotzgefühl bis ins Ziel. Kein guter Tausch. Beim anschließenden All-You-Can-Eat-Buffet musste ich ebenso passen.
Kommen wir noch zum Thema Faulheit. Da bin ich, soweit ich richtig informiert bin, nicht allein auf weiter Flur. Stichwort Stabitraining. Etwas, was geschätzt 99% aller Läuferinnen und Läufer vernachlässigen. Gerade bei den langen Dingern zeigt es sich aber immer wieder, dass die Idee ab und zu mal eine Plankingeinheit vor dem Fernseher einzulegen gar keine so schlechte Idee ist. Meinte mir jedenfalls mein Rücken auf den letzten Kilometern unmissverständlich zu verstehen zu geben. Geschmeidig war das jedenfalls alles nicht mehr zu nennen.
Was bleibt?
Zunächst einmal ein großes Danke an den Läufer (wenn die Ergebnisliste nicht lügt, müsste es Timo gewesen sein), der mich ab KM 40 ins Ziel gezogen hat. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich das Ziel nur gehend erreicht. Die Schmach blieb mir erspart. Hey, Timo. Kleiner Tipp, falls du das liest: werde Mentaltrainer!
Ja, und was noch? Nun, das ist jetzt keine neue Erkenntnis, aber wieder mal ein Beweis. Jeder Marathon ist anders, und bei jedem lernt man dazu. Wieso sollte sich auch das Läuferleben vom „echten“ Leben unterscheiden?
Am Ende stand für mich übrigens eine 4:04:51 auf der Uhr und der offiziellen Ergebnisliste. Eine Zeit, mit der ich durchaus zufrieden sein kann – in Anbetracht der Vorbereitung, der Höhenmeter und des Mageninhaltes, welcher Gott sei Dank drin geblieben ist.
Apropos drin. Walter kam gut 11 Minuten eher und Thomas 7 Minuten später ins Ziel.
12 Kommentare
Comment by Jens
Jens 6. Dezember 2018
Rock‘n‘roll, sag ich nur.
Comment by Martin
Martin 11. Dezember 2018
Danke, Mr. Elvis.
Comment by Andreas
Andreas 10. Dezember 2018
Martin, zuerst vorab meine Entschuldigung, dass ich viel zu selten in deinen Blog gucke… Aber der volle Alltag, du weißt schon… Nun aber zu deinem Beitrag: Sehr schön, vor allem die Idee mit den s/w-Bildern passt atmosphärisch prima! Na, und die Zeit bei den Höhenmetern muss man ja auch erst mal hinbekommen, Glückwunsch!
Comment by Martin
Martin 11. Dezember 2018
Vielen Dank, Andreas. Mit der Zeit bin ich völlig zufrieden. Ok, die paar Minuten für Sub4 wären nett gewesen, aber dafür, dass ich eigentlich gar keine Ambitionen auf eine spezielle Zeit hatte…
Übrigens brauchst du dich nun wirklich nicht entschuldigen. Du bist doch einer der treusten Besucher hier!
Comment by Fitnesswelt
Fitnesswelt 11. Dezember 2018
Sehr coole Bilder. Bewunderswert, dass beim Sportevent Zeit dafür gefunden wird.
Hast du sie selbst bearbeitet, oder war ein Fotograf dabei?
Hut ab, dass du auch bei diesem Wetter so fit bist.
Ich habe mal gelesen, dass bei niedrigen Temperaturen der Sauerstoffgehalt in der Luft höher ist und es sich deshalb besser laufen lässt.
Kannst du das bestätigen?
Comment by Martin
Martin 12. Dezember 2018
Die Bilder sind aus einem Film extrahiert, den ich mit der GoPro gemacht habe.
Was das Wetter anbelangt: bei kälteren Temperaturen läuft es sich in der Tat konditionell besser, dafür sind die Muskeln bei Wärme geschmeidiger. Irgendwas ist also immer.
Comment by Tobias
Tobias 11. Dezember 2018
Kann man mal so machen und dann ist es eben nicht mal sch… ^^ meinen Respekt hast du
Deine Grundausdauer scheint ziemlich „ok“ zu sein
Ansonsten ein wie üblich amüsanter Bericht (als unbeteiligt Außenstehender)!
Comment by Martin
Martin 12. Dezember 2018
Danke.
Ja, die Ausdauer ist ganz ok. Und wenn ich die 2-3 Kilo Winterspeck im Frühjahr wieder los bin, kann das auch nix schaden.
Comment by Sascha
Sascha 14. Dezember 2018
Puuuhhh Stabi Training. Was war das noch gleich?
Ich bin ja der Meinung, dass wenn alle Welt behauptet Stabi Training sei elementar, es auch irgendjemanden geben muss der mutig und selbstlos den Gegenbeweis antritt!
Zum Thema „süß und salzig“ kann ich nix sagen, da habe ich keine Probleme mit. Sorry not sorry
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