Laufen ist Kopfsache, sagt man. Doch während mein Kopf noch von einer Teilnahme beim Bilstein Marathon auf der Ultradistanz träumt, meint der Rest meines Körpers mir unmissverständlich verstehen geben zu müssen, was er von diesem Unterfangen hält. Das lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Nichts.
Gleich zu Beginn des Jahres raffte mich die gemeine Männergrippe nieder. Ein Leid, welches die Holde aufgrund ihres Geschlechts nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht behagte ihr auch nur die Beschlagnahmung des heimischen Sitzmöbels, formerly known as Couch, nicht so recht. Aber was will man machen, wenn Mann soooo arg krank ist? Liegen und leiden – das ist die beste Medizin. Wirklich, Mädels!
In den ersten drei Wochen des Jahres sind so gerade mal 60 Kilometer zusammengekommen. Nicht gerade die optimale Grundlage für ein Ultramarathon Training, welches spätestens jetzt beginnen sollte. Der BiMa findet am 17. April statt, also in etwas weniger als drei Monaten. Um einigermaßen erfolgreich auf den 65 Kilometern bestehen zu können, müsste ich langsam mal in den Quark kommen.
„Und was hindert dich daran, fauler Sack?“ werdet ihr sagen. Wie oben schon erwähnt – der Kopf ist willig, allein der Körper hat scheinbar einige Zweifel. Anscheinend warnt er mich vor einer großen Dummheit, denn anders kann ich es mir nicht erklären, dass meine Läufe in letzter Zeit alles andere als geschmeidig sind.
Muskuläre Dysbalancen sind nicht unbedingt förderlich, wenn man sich auf einen Langstreckenlauf über 1750 Höhenmetern vorbereiten möchte. Insofern sollte ich vielleicht eher erst einmal an der Rumpfstabilisation und am Laufstil arbeiten, ausgiebig Dehn- und Gymnastikübung machen, bevor ich meinen nicht mehr ganz so jungen Körper vollends ruiniere. Meine Schienbeinmuskulatur will auch nicht aufhören, mich in unregelmäßigen Abständen zu nerven – da brauche ich gar nicht an einen Ultra zu denken.
„Und nun? Was ist jetzt mit dem BiMa?“ – Naja, es gibt ja noch zwei weitere Distanzen zur Auswahl, die man statt des Ultras laufen kann. Entweder die 42 Kilometer oder den Halbmarathon. Für den Halben wird es auf alle Fälle reichen. Entscheiden kann man sich noch kurz vor dem Start. Den Ultra gebe ich mir dann in 2017. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
26 Kommentare
Comment by Thorsten
Thorsten 23. Januar 2016
Mein Freund, ich kann nur sagen: Eine gute Entscheidung. Wenn der Kopf nicht 100% dahintersteht, und der Körper dir Signale gibt, die du a) richtig interpretierst und b) auch noch beherzigst, dann machst du alles richtig.
Ich habe vor meinem ersten Ultra, ebenfalls 65km und mit 1800HM, einen kleinen Trail ein Jahr zuvor mit 30km und gut 800HM gemacht, habe mich auf den Ultra auch gut vorbereitet und habe dabei auch alle Signale meines Körpers beachtet.
Der Lauf war ein Genuss, und ein Kampf auch zugleich. Missen möchte ich diese Erfahrung nicht.
Dieses Jahr geht es bei mir an eine weitere Hürde, im Oktober werde ich meinen ersten 100-km-Lauf machen. Vorbereitung ging am 01.01. los, ich gehe es ruhig und gezielt an. Langstrecken-Läufe brauchen einen gesunde und lange Vorbereitung. Übertriebener Aktionismus und Ehrgeiz ist ebenso falsch wie zu wenig Vorbereitung oder Aufbau auf ein marodes Untersystem. Daher: Hut ab vor der Entscheidung. Und immer den Blick nach vorne! Auch kurze Trails sind ein Genuss
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Danke für deinen Kommentar, Thorsten. Ich wusste, dass du so antworten wirst.
Vielleicht musste ich mal wieder runter kommen von der Euphorie, die mich nach einem doch sehr erfolgreichen Laufjahr zu zu großen Abenteuern verleitet hat. Den Halben auf dem Bilstein habe ich schon bei einem Vorbereitungslauf kennenlernen können – der geht immer. Vielleicht komme ich wieder einigermaßen in Form, dann wage ich den Marathon. Schön gemütlich – just for fun.
Im September geht’s ja dann nach Berlin – da gebe ich wieder Gas!
Comment by ultraistgut
ultraistgut 23. Januar 2016
Als erfahrene Ultraläuferin kann ich dir den ultimativen Tipp geben:
LASS DIR ZEIT
MANN MUSS NICHT UNBEDINGT EINEN ULTRA LAUFEN
schon gar nicht, wenn der Körper ihm eindeutig zu verstehen gibt, dass er wiederum nicht bereit dazu ist.
Zeit lassen, laufen, laufen, laufen, um dann irgendwann willig am Start zu stehen, willig nur nur dein Kopf, sondern auch deine Gebeine, dann klappt es auch. Jeder möchte heutzutage Ultras laufen – UNBEDINGT !! Gut Ding braucht Zeit, wie alles im Leben, und wenn du dir die Zeit nimmst, dann wirst du ein unvergessliches (im positiven Sinne) Abenteuer erleben, das nach mehr schreit, ich weiß, wovon ich spreche.
In diesem Sinne ultra ist gut – YES !
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Vielen lieben Dank.
Ja, du hast recht. Man muss das wirklich nicht. Ich gebe auch zu, dass ich mich da ein wenig von anderen Läufern habe inspirieren lassen. Das bleibt nicht aus. Man meint, dass wenn man einen Marathon gelaufen ist, nichts (mehr) unmöglich ist.
Ich will mir die Freude am Laufen nicht vermiesen. Die Gefahr besteht nach einem Scheitern beim Ultra ja durchaus. Von der leidenden Gesundheit mal ganz abgesehen.
Comment by Jens
Jens 23. Januar 2016
Welche anderen Läufer?
Bleib cool – uns rennt im wahrsten Sinne des Wortes nichts weg. Für den Moment: Richtige Entscheidung.
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Ja, da darfst dich ruhig angesprochen fühlen.
Im Ernst: es scheint momentan wirklich total hipp zu sein, einen Ultra zu laufen. Zumindest wenn man sich in den einschlägigen Laufgruppen so umschaut, dann scheint der Marathon ja eher „normal“ zu sein.
Aber du hast recht: cool bleiben. Das soll ja auch alles Spaß machen. Wenn es 2017 hinhaut – gut. Wenn nicht – auch nicht schlimm. Ich arbeite dran!
Comment by StDt
StDt 23. Januar 2016
Weise Entscheidung.
Ich selbst laufe weder Ultra noch Marathon, sondern „nur so nebenbei“. In meiner Gegend kommen dann aber doch so einige Kilometer und im Vergleich dazu einige Höhenmeter dazu. Auch das braucht Zeit.
Und das Problem für den Körper sind meist nicht die Höhenmeter rauf, sondern im müden Zustand dann wieder zu schnell runter.
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Stimmt. Ich mag auch lieber bergauf. Bergab überholen sie mich dann alle.
Comment by Sebastian
Sebastian 23. Januar 2016
Dann können wir ja vielleicht 2017 zusammen einen Ultra laufen :). In diesem Jahr bin ich froh, wenn ich einen soliden HM hinbekomme und an der körperlichen Form bzw. an der Lauftechnik arbeiten kann. Wünsche Dir in jedem Fall, dass Du die Dysbalancen in den Griff bekommst und vielleicht noch einen schönen Marathon laufen kannst.
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Ich bin so faul gewesen, was das die Stabi-Übungen anbelangt, was das Dehnen anbelangt, was [hier sinnvolle Maßhnahmen einfügen] anbelangt – sowas MUSS sich ja irgendwann rächen!
Comment by Jens
Jens 23. Januar 2016
Ultra ist nicht mehr in als vorher oder nachher, glaube ich. Wir laufen nur anders und haben plötzlich andere Ziele – und dann sind da auf einmal so viele andere, die dasselbe Ziel haben. Ist unsere eigene Wahrnehmung. Und die eigene Verantwortung, etwas durchzuziehen oder nicht. Gut, wenn man dabei auf das eigene Gefühl hört…
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Ja, das stimmt. Vielleicht ist das Ziel dann auch noch etwas zu weit weg. Aber es ist immerhin schön, wenn das Gefühl da ist, dass es nicht unerreichbar ist. Ich sollte zufrieden sein, dass es nur eine momentane Phase ist, in der ich mich nicht oder noch nicht fit dafür fühle. Im Grunde genommen also ein Jammern auf sehr hohem Niveau.
Comment by Thorsten
Thorsten 23. Januar 2016
Einen Ultra zu laufen ist für viele Leute eine „hippe Sache, die der Business-Kaspar einmal machen muss“, war früher beim Marathon so, dann beim Triathlon allgemein, später beim Ironman im Speziellen.
Dass es aber eigentlich eine Einstellung und ein Gefühl des Laufens spiegeln soll und einfach eine „Grenzerfahrung“ ist, das vergessen wohl die meisten Sportler, die diese Projekte angehen, häufig.
Alleine wenn ich Bücher lese „Marathon kann jeder schaffen“ oder „Ironman von 0 auf 100 in nur wenigen Tagen und Wochen“, da könnte ich im Strahl … die Blumen gießen.
Sport soll einen Gesundzustand ermöglichen und / oder erhalten, nicht den Körper in einen Zustand des Unwohlseins oder gar des Niedergangs führen.
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Das mit dem „Business-Kaspar“ sehe ich jetzt nicht so. Und was die Bücher anbelangt, so ist der Bedarf ja scheinbar da, sonst würden sie sich nicht verkaufen.
Comment by Micha
Micha 23. Januar 2016
Vielleicht brauchst Du nur einen neuen Schuh?
https://www.youtube.com/watch?v=lwjS-GyIDLQ
Comment by Martin
Martin 23. Januar 2016
Sehr geiler Schuh, aber nichts für einen Ultra.
Comment by Daniel
Daniel 24. Januar 2016
Auch Du mein Sohn Brutus?
Wir treiben uns zu Höchstleistungen, wir blenden Dinge aus und ignorieren das Unübersehbare. Wir laufen Schmerzen weg und dopen uns mit Blackrolls – alles nur für ein Ziel.
Seitdem ich Ready to run gelesen habe, denke ich anders … und du machst meiner Meinung nach genau das richtige. Dein Unterbewusstsein sagt dir, dass etwas nicht OK ist … du zweifelst, dann lass es gut sein.
Ich weiß nicht ob frühere Einsicht mein Problem begrenzt hätte… dazu müsste ich ja wissen was es ist. Aber man könnte meinen, dass einen Marathon laufen mit Schmerzen nicht förderlich ist. Wenn schon nicht als sportliches dann lass mich doch ein unsportliches Vorbild sein … wie viel verliert man, wenn man solche Probleme nicht los wird? Immer dran denken!
Comment by Martin
Martin 24. Januar 2016
Ganz so schlimm dran wie du bin ich ja Gott sei Dank nicht. Das Problem mit den Schienbeinmuskeln ist mal da und mal nicht. Heute hatte ich zum Beispiel keinerlei Probleme. Ich hab nur keine Lust auf Lotterie – gerade in der Vorbereitung muss schon alles rund laufen, sonst wird das nichts.
„Ready to run“ – gutes Stichwort. Das wollte ich mir ja auch dringend mal zu Gemüte führen!
Comment by Eric
Eric 24. Januar 2016
Ich finde es gut das du auf die Signale deines Körpers hörst und nicht mit der Brechstange den Ultra laufen möchtest. Ist zwar aufgeschoben aber nicht aufgehoben. Es sollen ja noch viel Kilometer folgen.
Comment by Martin
Martin 24. Januar 2016
Geeeenau!
Scheint so, als hätte er auch schon danke gesagt. Heute ist alles locker!
Comment by Frederic Biermann
Frederic Biermann 24. Januar 2016
Oh shit, das ist absolut nicht das was ich lesen wollte Martin. Schreib den Ultra noch nicht ganz ab, aber fang mit Stabi an. Auch wenn man davon bei mir nicht viel liest, ich mach auch zwischendurch (vermutlich trotzdem zu selten) Stabi-Übungen und mir hilft das ganz gut. Ich drücke die Daumen das du es schnell in den Griff bekommst. Kopf hoch und beiß dich durch. Gute Besserung Martin!
Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet
Frederic
Comment by Martin
Martin 24. Januar 2016
Ich bin ja nicht krank und auch nicht verletzt – nur nicht in der Form einen Trainingsplan für einen Ultra zu absolvieren, geschweige denn einen zu laufen.
Der Lauf heute ging beispielsweise ohne große Probleme. Gegen Ende war der Rumpf extrem harzig – klares Zeichen für Stabiübungen. Wie du schon sagst. Das ist das A und O und trotzdem vernachlässigen das viele Läufer – mich eingeschlossen.
Comment by Christiane
Christiane 24. Januar 2016
Eine schmerzliche aber weise Entscheidung. Ultra kannst Du immer noch später. Dein Körper sagt’s Dir dann schon. Ich muss ja gerade auch zurückschrauben… blöd, aber: Wer weiß, wofür es gut ist. Und jetzt: Hopp, auf, Liegestütze!
Comment by Martin
Martin 24. Januar 2016
Jawohl. Liegestütze. Zu Befehl!
Im Ernst: habe ich vorgestern wieder mit angefangen. Nur 10 Stück. Ich hab schon mal 40-50 geschafft.
Aber Muskelkater hab ich jetzt – kannste dir nicht vorstellen!
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