Von nichts fühle ich mich mehr getriggert als von dem rot-weißen Design der S/LAB Serie. Salomon könnte auch Gummistiefel mit solch einem Label rausbringen – ich wäre Fan. Nun, glücklicherweise ist der neueste Zögling noch immer für die Trails gedacht, sogar für die langen Distanzen. Was liegt also näher, als da mal einen genauen Blick drauf zu werfen?
First Look
Stichwort Gummi: Davon hat der S/LAB Ultra Glide ungewöhnlich viel zu bieten. Viel im Sinne von: „Hey, das kenne ich von Salomon eigentlich nicht in der Art.“
Die Frage, die sich anschließt: Brauche ich derart viel Dämpfung? Oder ist es – wie so oft, wenn ich einen stark gedämpften Schuh ausprobiere – vielmehr so, dass mich der fehlende Kontakt zum Boden und die Gefahr umzuknicken eher abschreckt?
Das mit dem Umknicken dürfte beim Salomon S/LAB Ultra Glide wahrlich kein Problem sein. Zumindest wirkt die hochgezogene Mittelsohle bis hoch zum Knöchel sehr vertrauenserweckend. Da bekomme ich selbst vor den 41 mm Material unter der Ferse keine Angst. Mit den 35 mm unter dem Vorfuß ergeben sich 6 mm Drop.
Die Entwicklung dieses Schuhs verfolge ich schon einige Zeit. Bereits im Sommer letzten Jahres sind mir die Salomon-Athleten aufgefallen, die mit dem roten Prototypen des Modells unterwegs waren. Beim genauen Hinsehen fiel vor allem die Sohle auf, von der ich mir keinen richtigen Reim drauf machen konnte. Mittlerweile sind wir alle schlauer und wissen, dass es sich bei der neuen wellenförmigen Geometrie der Außensohle um die sogenannte Relieve Sphere handelt.
Okay, und was kann die? Nun, sie dient mit ihren runden Vertiefungen dazu, den Druck zu verteilen und die wiederholte Belastung beim Auftreten zu dämpfen. An jenen Punkten, wo üblicherweise am meisten Belastung auf den Fuß herrscht, wird so der Bodenkontakt reduziert. Dort, wo Kontakt besteht, darf eine All Terrain Contagrip Sohle mit 4 mm Noppentiefe für Grip sorgen.
Bei der Mittelsohle darf man für einen UVP von 250 EUR einiges erwarten. Einen Superschaum zum Beispiel. Und den bekommt man auch. Aber nicht nur das: Eingebettet wird der Energy Foam+, ein dynamischer und recht weicher PEBA-EVA-Mix, der auch bei dem Straßenflitzer von Salomon zum Einsatz kommt, in den etwas festeren Energy Foam. Das gibt dem Konstrukt die nötige Stabilität. Gut zu sehen, wenn man sich den Schuh von hinten anschaut – da lugt ein kleines Stück des Hightech-Schaums hervor. Ein nettes Gimmick, oder?
Auch das Obermaterial dürfte nicht ganz unschuldig daran sein, dass man in dem Schuh trotz des voluminösen Unterbaus noch ausreichend gute Stabilität auf den Trails hat. Eine recht dünne Zunge mit dem bewährten quickLACE-Schnürsystem und eine eher spärliche, aber dennoch bequeme Fersenpolsterung gewährleisten einen perfekt sitzenden Fuß im Schuh.
Der Salomon S/LAB Ultra Glide im Praxistest
Ich habe es eingangs schon angedeutet: Vor Schuhen mit maximaler Dämpfung habe ich ein wenig Bammel. Meistens geht das in die Hose, besonders, wenn besonders viel Millimeter unter der Ferse zu finden sind. Ich erinnere gern an den letzten Superschuh hier im Test, bei dem ich schon auf den ersten Metern merkte, wie sehr ich um die Gesundheit meiner Gelenke bangen musste.
Vorausgesetzt man zieht die quickLACE-Schnürsenkel ordentlich fest, hat man tatsächlich einen sehr guten Halt im Salomon S/LAB Ultra Glide. Allerdings habe ich einige Anläufe benötigt, bis das der Fall war, denn ausgerechnet an der entscheidenden Stelle befindet die Tasche auf der Zunge, in der man die Senkel verstauen kann. Dann jedoch hatte ich selbst auf anspruchsvolleren Trails ein gutes, ja beinahe perfektes Gefühl. Hervorzuheben ist auch der ausreichende Platz in der Zehenbox – was man bei einem Salomon Modell vielleicht nicht unbedingt zu erwartend, ja schon fast irritierend ist.
Besonders geeignet ist S/LAB Ultra Glide für die langen Distanzen auf einfacheren Untergründen – der Name des Schuhs gibt ja schließlich den entscheidenden Hinweis. Forststraßen kann man gefühlt ewig damit laufen. Besonders auf denen mit Gefälle rollt es sich beinahe von allein. Gerade bei Ultras in Mittelgebirgen dürfte der Salomon S/LAB Ultra Glide somit öfters an den Füßen der Läufer zu entdecken sein.
Mein Fazit zum Salomon S/LAB Ultra Glide
Es ist mittlerweile schon ein paar Jährchen her, da feierte Salomon mit dem ersten Ultra Glide Premiere in Sachen komfortable Dämpfung. Wenn man sich den Bericht von damals heute anschaut, mit einem beinahe lächerlich geringen Einsatz an Schaum – das würde heutzutage fast als Minimalschuh durchgehen. Mittlerweile sind die Materialien besser und leichter geworden – da geht also ordentlich was. Das Limit ist da eher die Höhe – am Gewicht scheitert es nicht, denn der S/LAB Ultra Glide wiegt in meiner Größe gerade mal knapp 300 Gramm.
Mit dem S/LAB Ultra Glide hat es Salomon tatsächlich geschafft, meine Phobie vor maximal gedämpften Trailschuhen zu bewältigen, wenn auch der schmale Grad zwischen „muss das wirklich sein?“ und „och, eigentlich ganz angenehm“ immer noch vorhanden ist – je nach Tagesform und/oder Strecke. Der Schuh bleibt dennoch ganz sicher in der Rotation.
Wer nicht ganz so viel investieren möchte, sollte ein Auge auf den neuen Salomon Ultra Glide 3 werfen. Der kommt dem S/LAB Modell – so viel sei vorab verraten – schon recht nahe. Den Testbericht kannst du hier lesen.
Für die Transparenz
Der Salomon S/LAB Ultra Glide wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
2 Kommentare
Comment by Thomas
Thomas 12. März 2025
Hi Martin,
auf Deinen Vergleich mit dem Ultra Glide 3 bin ich sehr gespannt! Mit hat er sehr gefallen und ich hätte das S/LAB Modell auch gerne getestet. Allein schon wegen dem schönen Design. Aber das wäre auch ein wenig Perlen vor die Säue…
Comment by Martin
Martin 13. März 2025
Bezüglich des Design gebe ich dir völlig recht. Das ist wirklich mal wieder herausragend. Ansonsten ist der Vergleich zwischen den beiden Modellen wirklich sehr spannend.