Es ist Frühling. In der freien Natur sprießen mehr und mehr zarte Pflänzchen und erfreuen das Auge. Doch nicht nur Flora und Fauna erwachen zum Leben – auch auf den Trails heimsicher Wälder erblickt man beinahe jungfräuliches Schuhwerk. Beispielsweise jenen Zögling, den ich euch heute vorstellen werde.
Puh. Das dürfte die schwülstigste Einleitung ever gewesen sein, die ihr hier bei einem Laufschuhtest vorgefunden habt. Sorry, aber mir war gerade so danach. Gestern auf dem Trail war’s einfach so schön – hach. Bevor ich weiter in völlig absurde Prosa abdrifte, schauen wir uns lieber an, was mich da kürzlich von Salomon erreicht hat: Der neue Ultra Glide 3 kommt tatsächlich genau zur richtigen Zeit.
First Look
Aufmerksame und fachkundige Leser dieses Blogs dürften nun ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Ultra Glide? Das hatten wir doch gerade erst? Richtig, vor ein paar Tagen habe ich euch den Salomon S/LAB Ultra Gilde vorgestellt.
In der Performance-Sparte von Salomon findet man nicht selten Modelle, die später im regulären Sortiment in einer etwas „entschärften“ Version zu erwerben sind. Meistens sind diese Varianten auch laufbarer und länger haltbar, weil die S/LAB-Versionen eher für den Wettkampf konzipiert sind und dementsprechend andere Ansprüche erfüllen müssen, die meist mit einer Gewichtseinsparung und einer engeren Passform einhergehen.
Interessanterweise gilt das diesmal Salomon Ultra Glide 3 nicht in allen Belangen. Merkt’s euch für später. Auffallend und augenscheinlich ist die Verwandtschaft allerdings, wenn man sich das Sohlenkonstrukt des Schuhs anschaut. Auch hier finden wir den hochgezogenen Schaum der Mittelsohle, der im hinteren Bereich für besondere Stabilität sorgt.
Sogar identisch ist die wellenförmige Geometrie der Außensohle. Jene sogenannte Relieve Sphere wurde entwickelt, um den Druck zu verteilen und die wiederholte Belastung beim Auftreten zu dämpfen. Auch die All Terrain Contagrip Sohle mit den 4 mm Stollen unterscheidet sich nicht von dem Topmodell.
Wo der Rotstift angesetzt wurde, zeigt sich bei der Materialzusammensetzung der Zwischensohle. Während im S/LAB Ultra Glide zwei Materialen eingesetzt werden, muss der Ultra Glide 3 mit Energy Foam auskommen und auf den Energy Foam+ als zweite und innere Komponente verzichten.
Tatsächlich gibt es auch einiges, was die S/LAB Variante nicht zu bieten hat. Eine gepolsterte Zunge und Ferse zum Beispiel. Und mehrere Farbvarianten – gleich vier an der Zahl. Ach ja: Und verdammt lange quickLACE-Schnürsenkel bekommt man auch noch fürs Geld.
Apropos Geld: Sage und schreibe 100 EUR beträgt die Differenz zwischen den beiden Modellen. Schaut euch den Unterschied im folgenden Slider noch mal an, bevor wir uns zum Praxistest begeben.
Der Salomon Ultra Glide 3 im Praxistest
„Martin, auf einer Skala von 1 bis 10 – wie gespannt bist du auf den Test des neuen Salomon Ultra Glide 3?“ – „12“
Ja, gut. Nicht verwunderlich, oder? Wenn man schon mal solch artverwandte Modelle zum Test hat, dann ist das Interesse schon groß, herauszufinden, wie sehr sie sich voneinander unterscheiden. Wenn mir nicht noch eine Corona-Infektion dazwischengekommen wäre, hättet ihr den Testbericht auch schon eher lesen können. Aber nun ist’s ja so weit.
Abgesehen vom Design und der Farbgebung des Schuhs („Wir waren mit Grau eigentlich sehr zufrieden.“) fallen mir sofort – ich erwähnte es bereits – die extrem langen quickLACE-Schnürsenkel auf, die man in einer ebenfalls extrem geräumigen Lasche unterbringen kann, die sich wiederum auf der (im Vergleich zum S/LAB Ultra Glide) extrem gepolsterten Zunge befindet. Am Polster soll es auch an der Ferse nicht mangeln. Das ist mir persönlich in der Tat etwas too much – ich mag eher wenig Material in diesem Bereich, und eine flache Zunge ist mir auch lieber, weil ich so besser die Schnürung anpassen kann. Aber das ist durchaus Geschmacksache.
Material eingespart wurde, wie schon erwähnt, in der Zwischensohle. Hier verzichtet Salomon im Vergleich zum S/LAB-Modell auf den Superschaum als zweite Komponente. Der Energy Foam+, ein dynamischer und recht weicher PEBA-EVA-Mix, kann seine Vorteile auf langen Distanzen ausspielen, vor allem auf Waldautobahnen oder einfacheren Trails. Sobald es etwas technischer wird, finde ich den Ultra Glide 3 durchaus agiler. Gerade auf wurzeligen Abschnitten sorgt der direktere Kontakt zum Untergrund für Sicherheit.
Ungewöhnlich ist jedoch, dass in der Zehenbox etwas weniger Platz ist, als beim S/LAB Ultra Glide. So hat es sich bei den längeren Läufen gezeigt, dass vielleicht eine halbe Nummer größer die Lösung wäre. In Summe geht die Passform jedoch völlig in Ordnung, wenn auch die des S/LAB-Modells mir persönlich mehr zusagt.
Mein Fazit zum Salomon Ultra Glide 3
Mit einem regelrechten Kopf-an-Kopf-Rennen batteln sich hier zwei neue Salomon-Modelle um die Gunst der Käufer. Etwas betuchtere und leistungsorientierte Läufer greifen, womöglich reflexartig, zu der S/LAB-Variante. Das muss aber nicht unbedingt die richtige Wahl sein.
Ich persönlich bin ein wenig hin- und hergerissen. Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Sicher ist jedoch: Für einen UVP von 150 EUR ist der Salomon Ultra Glide 3 ein absoluter No-Brainer, wie man so schön sagt. Da kann man nicht viel falsch machen, zumal sein Einsatzzweck etwas universeller ist.
Für die Transparenz
Der Salomon Ultra Glide 3 wurde mir für diesen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Bericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.
Dein Kommentar